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Samstag, 28. Mai 2022

28.05.2022: Semmering Adventure Run / 6 Stunden Trailrun - Laufbericht

Andventure Runs Semmering
Grundsätzlich bin ich kein Freund von Stundenläufen! Stunde um Stunde die selbe - meist kaum mehr als 1000 Meter lange und asphaltierte - Runde im Kreis zu laufen, ist nicht mein Ding. Ich liebe das Laufen auf Trails, weil es mir Abwechslung bereitet und mich die Natur spüren lässt.

Aber der 6-Stunden-Trailrun beim Semmering Adventure Run ist anders. Wie die Bezeichnung der Veranstaltung schon verrät, handelt es sich dabei um einen Lauf im Gelände. Die zu belaufende Schleife ist etwas über 6 Kilometer lang und hat zudem rund 320 Höhenmeter zu bieten.

Organisiert wird der Semmering Adventure Run von der Sportventure OG. Für sein Startgeld bekommt man eine gut organisierte Veranstaltung mit ordentlich Zugaben: Zum einen gibt es die Startnummer. Für die Zeitnehmung wird ein Chip mit Neopren-Band zur Anbringung am Fuß verwendet. Auch eine Gepäckabgabe fehlt nicht. Die Streckenmarkierung ist - hier kann ich nur von der 6 Kilometer langen Schleife sprechen - lückenlos. Die Labestelle ist für mein Empfinden gut platziert und bietet mit Wasser, Iso und Früchten grundsätzlich ausreichend Verpflegung. Wobei ich mir in den späteren Stunden eines langen Laufes einen Schluck alkoholfreies Bier oder ein Stück Kuchen gewünscht hätte. Aber das sind persönliche Befindlichkeiten. Im Grunde bin ich sowieso autark und verpflege mich großteils mit Gels meines Vertrauens.

Wie es mir am Semmering ergangen ist, kann in meinem Buch nachgelesen werden:

BUCHPROJEKT "Lebenstraum Western States 100 - Erlebnisberichte eines (Ultra-)Läufers"

Ich habe beschlossen, meinen Weg nach Auburn in Buchform zu verfassen. Die Reise nach Palisades Tahoe (vormals Squaw Valley) hat bereits vor einigen Jahren begonnen, als ich meine Liebe zum Trailrunning entdeckt und das erste Mal über diesen geschichtsträchtigen 100-Meilen-Lauf durch die Wildnis der Sierra Nevada gelesen habe.

Das am 02.03.2023 veröffentlichte Buch beinhaltet auf über 200 Seiten Erlebnisberichte von ausgewählten Läufen, die Beschreibung des WSER-Losprozesses, die Teilnahme an den Lotterien, Einblick in mein Training und natürlich den vollständigen und umfangreichen Laufbericht meiner Teilnahme am WSER.

Das Buch kann direkt über mich, aber auch über den Online-Shop der Buchschmiede und natürlich auch über den stationären oder Online-Buchhandel bezogen werden.


28.05.2022: Semmering Adventure Run / 6 Stunden Trailrun - Laufbericht


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Samstag, 4. Juli 2020

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht

24 Stunden Lauf in Bad Blumau
Seit rund einer halben Stunde bin ich mit mir im Zwiegespräch, ob ein vorzeitiger Abbruch des Wettkampfes eine Option ist. Grundsätzlich ist alles im Soll, wenn nicht die zunehmend stechenden Schmerzen im rechten Fuß wären ...

Aber von vorne: Auch an unserem geliebten Laufsport gingen die coronabedingten Einschränkungen in den vergangenen Monaten nicht spurlos vorüber. Lange Zeit war das Laufen nur alleine oder mit Menschen aus dem selben Haushalt gestattet. Aber heute wird wieder wettkampfmäßig gelaufen. In Bad Blumau erfolgt in wenigen Minuten der Startschuss zum 24-Stunden-Lauf.

Bad Blumau ist eine Gemeinde im politischen Bezirk Hartberg-Fürstenfeld und hat rund 1600 Einwohner. Über die Grenzen des oststeirischen Hügellandes hinaus bekannt geworden ist Blumau im Jahr 1997, als die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Therme eröffnet wurde.

Im Rahmen dieses Rundenlaufes wird der österreichische Staatsmeister bzw. die österreichischen Meister in den Masters-Klassen sowie der steirische Meister im Ultralauf gekürt. Dank meines Laufclubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich für die Meisterschaftsläufe genannt und erhoffe mir bei den steirischen Meisterschaften eine Medaille. Neben dem 24-Stunden-Lauf findet auch ein 12-Stunden-Lauf statt bzw. wurde bereits gestern der Bewerb "3 Tage - 3 Marathons" gestartet.

Ich reise mit dem Auto über die A2 Südautobahn aus dem Süden von Graz kommend unkompliziert in unter einer Stunde an. Die Suche eines geeigneten Standplatzes gestaltet sich da schon schwieriger. Die schattigen Plätze entlang der Laufstrecke sind bei meiner Ankunft bereits besetzt und so bin ich ein wenig unschlüssig, wo ich mein Fahrzeug abstellen und meine "homebase" aufbauen soll. Letztendlich parke ich mein Fahrzeug ohne Aussicht auf Schatten. Primär will ich hier ja Runden laufen und nicht im Schatten sitzen ...

Die Marathon-Läufer sind bereits auf der Strecke. Für die Teilnehmer des Bewerbs "3 Tage - 3 Marathons" steht Tag 2 bzw. Marathon Nummer 2 am Plan. Ich habe noch knapp zwei Stunden Zeit, bevor ich pünktlich um 10:00 Uhr meinen erster 24-Stunden-Lauf in Angriff nehmen werde.

24-h Bad Blumau
Ich schlendere zur Ausgabe der Startunterlagen. Es sind die üblichen Haftungsausschlüsse zu unterzeichnen und die derzeit geltenden Covid-19-Auflagen zur Kenntnis zu nehmen. Dann erhalte ich die Startnummer 25 mit integriertem Zeitnehmungs-Chip der Firma raceresult. Das Startpaket beinhaltet neben Lesenswertem über die Tourismusregion Bad Blumau und einigen Produktproben auch das in violett gehaltene Finisher-Polo und die Finisher-Medaille. Es ist etwas merkwürdig, die Finisher-Medaille bereits am Start zu erhalten, aber im Grunde ist ein DNF (did not finish) bei einem Stundenlauf nicht möglich. Ich werfe einen kurzen Blick in das großzügig gestaltete Verpflegungszelt. So bietet die offizielle Verpflegungsstelle nicht nur Energie-Gels und -Riegel meiner favorisierten Marke an, sondern wird im Laufe des Wettkampfes auch Kartoffeln, Suppe und Kuchen zur Stärkung bereit stellen. Auch am Getränkeangebot (Wasser, Iso, Cola, Kaffee ....) scheint es an nichts zu fehlen.

Während viele Teilnehmer mit ihrem persönlichen Betreuerstab anreisen und riesige Zeltlandschaften aufbauen, halte ich es bescheiden. Ich bin es von Ultra-Trails gewohnt, nur das Nötigste in der Laufweste griffbereit zu haben. Zudem mute ich niemandem zu, mehr als 24 Stunden an der Strecke auszuharren, um mich zu supporten.

So stelle ich lediglich einen kleinen Klapptisch auf. Ich decke den Tisch zwar nicht, aber den Schatten, den der Tisch wirft, nutze ich als Unterstellplatz für die Kühltasche. Darin habe ich eine Portion Peronin (eine sehr hochwertige und magenschonende Flüssignahrung), alkoholfreies Bier und Salzbrezel. Dann knote ich noch einen Müllbeutel seitlich an den Tisch und schon bin ich mit den Vorbereitungsarbeiten fertig.

Zur Einstimmung auf die große körperliche und mentale Herausforderung gehe ich im Kopf meine Strategie noch einmal durch. Es ist mein Ziel, in 24 Stunden Laufzeit 180 Kilometer zurück zu legen. Zum einen halte ich diese Marke nach einer durchaus ansprechenden Trainingsphase bei guter Tagesverfassung für machbar. Zum anderen ist laut Wettkampfausschreibung der österreichischen Meisterschaften im Ultralauf in meiner Altersklasse eine Distanz von 180 Kilometern das Medaillen-Limit. Um die Aufgabe mental einfacher zu gestalten, setze ich mir Meilensteine. Mit der Distanz "Marathon" kann mein Kopf etwas anfangen. Ich erreiche meine Zielsetzung also mit dem Laufen von 4 Marathons. Pausen habe ich ebenso berücksichtigt, wie das Verlangsamen des Lauftempos. Für die auf die Zieldistanz fehlenden 12 Kilometer stehen mir 1 Stunde und 40 Minuten (zuzüglich einer Bonusstunde) zur Verfügung. Soweit die Theorie ...




Nun sind es noch 30 Minuten bis zum Start. Ich telefoniere kurz mit meiner Frau und entscheide mich für das vermeintlich nicht ganz perfekte Schuhwerk. Ich schnüre an meine Füße den Hoka Speedgoat. Der Speedgoat hat eine ausgeprägtere Sohle und ist eigentlich ein leichter Trailschuh. Die rund 1200 Meter lange Strecke in Bad Blumau verläuft zu 2 Drittel auf geteerter Straße und zu einem Drittel auf Schotterwegen. Die paar hundert Meter auf Schotter rechtfertigen mir zu diesem Zeitpunkt die Entscheidung. Im Nachhinein wäre das Straßen-Modell Clifton wohl die klügere Wahl gewesen. Oder hätte ich gar auf den Asics GT 2000 zurückgreifen sollen? Hinterher ist man immer klüger ...

Endlich geht es los. Ich nehme gemeinsam mit knapp 100 Teilnehmer Startaufstellung. Die Moderatorin begrüßt uns sehr herzlich und weist auf das Reglement, insbesondere auf die Covid-19-Vorgaben hin. Das Wort wird an die Direktorin des Rogner Bades Blumau übergeben, bevor Punkt 10 Uhr der Startschuss des 24-Stunden-Laufes erfolgt.

Streckenabschnitt 24h Bad Blumau
Die Strecke (amtlich vermessene 1181 Meter) ist rasch erklärt: Unmittelbar nach der Startlinie geht es durch das Verpflegungszelt. Hinter dem Zelt stehen im Clubgebäude des ortsansässigen Fussballvereins Toiletten, Umkleiden und Duschen zur Verfügung. Nach einer kurzen Geraden geht es im rechten Winkel in die Bahnhofstraße, die in die Hauptstraße mündet. Hier sind einige Hofläden, Cafes und Hotels angesiedelt. Auf Höhe des Gemeindeamtes steht eine weitere Toilette für uns Teilnehmer bereit. Ob der guten sanitären Ausstattung gibt es eigentlich keine Notwendigkeit, seine Notdurft inmitten eines gepflegten Touristenortes direkt an der Strecke zu verrichten. Leider zeigt das eine oder andere der vielen hundert im Anschluss an den Lauf online gestellten Fotos das Gegenteil.

Nach ein paar hundert Meter geht es rechtwinkelig auf einen kurzen Wiesenpfad, bevor die Safen, ein schmales Gewässer, über eine Holzbrücke gequert wird. Die folgenden 300 Meter sind für mich der angenehmste Streckenabschnitt. Ein Schotterweg parallel zur Safen erfreut die gelangweilte Läuferseele zumindest ein wenig, bevor es wieder zum Start bzw. zum Rundendurchlauf geht. Hier ist eine mobile Multimedia-Tafel installiert, auf der Informationen wie zurückgelegte Runden, die absolvierte Distanz und die Platzierung abzulesen sind.

Ich finde von Anfang an ein ganz gutes Tempo, das einige Sekunden unter dem geplanten Kilometerschnitt liegt. Der Himmel ist beinahe wolkenlos und die Temperaturen steigen. So labe ich mich von Beginn an regelmäßig mit Wasser oder Iso und nehme alle 30-40 Minuten ein kleines Stück Banane oder ein Gel zu mir.

#42undmehr Bad Blumau
Entlang der Strecke feuern die Betreuerteams ihre Schützlinge lautstark an, rennen mit Wasserflaschen nebenher, unterhalten mit Gitarren-Gesängen. Mir persönlich ist das "Drumherum" bereits nach kurzer Zeit zu laut. Ich bedauere, nicht auf der Strecke eines Ultra-Trails zu sein. Ich liebe die Abgeschiedenheit in der Natur, die wechselnden Bodenbeschaffenheiten, anspruchsvolle technische Passagen, landschaftliche Highlights. Ich rücke den Fokus wieder auf die heutige Aufgabe und die lautet eben, in 24 Stunden möglichst viele Kilometer zu laufen.

Die erste Marathonmarke absolviere ich nach rund 4 Stunden und 30 Minuten. Um rund 15 Minuten früher als geplant habe ich dieses Zwischenziel erreicht. Auf eine längere Pause verzichte ich. Nach einem Schluck alkoholfreiem Bier aus der Kühltasche laufe ich in etwas gemäßigtem Tempo weiter.

Die Temperaturen klettern derweil weiter in die Höhe und lassen den Schweiß fließen. An zwei Stellen der Strecke wartet eine Dusche darauf, mit kühlem Wasser zu erfrischen. Gerne mache ich regelmäßig von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Größen der österreichischen Ultralaufszene hautnah zu erleben, mit ihnen zu laufen, von ihnen wiederholt überrundet zu werden, ist eine tolle Erfahrung. Speziell von Andreas Michalitz oder der späteren österreichischen Staatsmeisterin Karin Augustin oder auch von Andrea Mayer bzw. Karin Freitag habe ich schon einige Erfolge über die sozialen Medien mitverfolgen dürfen. Auch das Tempo, was der amtierende österreichische Meister des 100-km-Laufes, Wolfgang Michl, von Beginn an den Tag legt, ist atemberaubend. Michl wird sich nach 24 Stunden mit gut 225 gelaufenen Kilometern zum österreichischen Staatsmeister küren.

Die monotone Stecke ist orthopädisch stark belastend und fordert auch bei mir ihren Tribut. Nach rund 50 gelaufenen Kilometern spüre ich aufkommende Schmerzen im Bereich des rechten Sprunggelenkes. Seit ich im Vorjahr wegen eines Knochenmarködems im rechten Sprungbein  monatelang pausieren musste, bin ich bei Fußschmerzen besonders feinfühlig.

In meinem Gehirn rattert es. Mit Belastungsschmerzen (insbesondere Muskelschmerzen) ist bei einem 24-Stunden-Lauf zu rechnen, aber es ist erst ein Viertel de Zeit von der Uhr. Definitiv ist es viel zu früh, um fortan mit Schmerzen zu laufen. Unterbewusst verändere ich meinen Laufstil, der sich gar nicht mehr rund anfühlt. Verspannungen im Rumpf und Nacken sind die Folge. Ich hadere mit mir. Viele hunderte Kilometer Training habe ich auf mich genommen. Stunden um Stunden bin ich auf Asphaltstraßen statt auf den geliebten Trails gelaufen, um für mein 24-Stunden-Projekt bestmöglich vorbereitet zu sein. Die Erreichung meines definierten Zieles ist gerade in weite Ferne gerückt.

Aufgeben ist für mich grundsätzlich keine Option. Stolz blicke ich auf meine makellose DNF-Quote, denn kein einziges mal musste ich bisher vor der Ziellinie die Segel streichen. Die nächsten Runden sind geprägt vom Durchdenken aller möglichen Szenarien. Zusätzlich hole ich die Meinung eines Außenstehenden ein. Sein Ratschlag, die Gesundheit nicht auf´s Spiel zu setzen, kommt nicht unerwartet. Letztendlich reift in mir die Entscheidung, den 24-Stunden-Lauf in Bad Blumau nach rund 7 Stunden vorzeitig abzubrechen.

Steirischer Meister Ultralauf: Wolfgang Kölli
Ich teile meiner Frau die Entscheidung mit und melde mich bei der Rennleitung ab. Ich packe in Windeseile den Klapptisch und die Kühltasche ins Auto. Ich möchte so rasch als möglich weg von hier. Um die Läufer auf der Strecke nicht zu gefährden, mache ich mich quer über die Wiese "vom Acker". Enttäuscht aber auch erleichtert über die getroffene Entscheidung lasse ich am Heimweg die letzten Stunden Revue passieren.

Zu Hause verfolge ich bis spät in die Nacht die Ergebnisse im live-timing. Am Morgen danach macht sich doch Wehmut breit, nicht mehr im Wettkampf die Runden zu drehen. Es muss ein erlösendes Gefühl sein, wenn die letzte Stunde des Rundenlaufes anbricht. Als zu Mittag die offizielle Ergebnisliste veröffentlicht wird staune ich nicht schlecht, dass ich mich trotz meines vorzeitigen Abbruches steirischer Meister im Ultralauf in der AK45 nennen darf. Dieser Erfolgt ist jedoch ausschließlich der fehlenden Konkurrenz in meiner Altersklasse geschuldet. Wie sportlich wertvoll dieser Titel ist, sei daher dahingestellt. Die Goldmedaille wird mir ein paar Tage später von der Landessportkoordinatorin des steirischen Leichtathletik-Verbandes ausgehändigt. Vielen Dank dafür.

Fazit: Vermutlich wird es für mich keine Neuauflage eines 24-Stunden-Laufes geben. Ich bin kein großer Fan des Rummels entlang der Strecke. Auch fehlt mir bei diesem Laufformat die Schönheit, das Abenteuer und das Abwechslungsreiche eines Ultra-Trails. Die Motivation hoch zu halten fällt mir schwer, wenn man das Ziel auch einfach "abwarten" kann. Es braucht für mich eine Ziellinie, die es zu überqueren gilt. Dann weiß ich, ich habe die Strecke geschafft, den Lauf gerockt. Lange Rede, kurzer Sinn: Das Format liegt mir nicht. Aber es war jedenfalls eine neue Erfahrung und die Bestätigung, dass meine große sportliche Leidenschaft dem Lauf auf Trails gehört. Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie ...

04.07.2020: 24 Stunden Lauf Bad Blumau - Laufbericht


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Sonntag, 21. Mai 2017

20.05.2017: 6-Stunden-Lauf Oberwart - Laufbericht

Social Media sei Dank! Denn ohne Facebook hätte ich wohl kaum von dieser durch Peter Linsbauer und seinem Team mit viel Herzblut organisierten Laufveranstaltung in Oberwart erfahren.

Es stehen ein 6-Stunden-Ultralauf oder die Marathon-Distanz zur Auswahl. Ein weiterer langer Lauf passt wunderbar in meine Vorbereitung zum mozart100, wenngleich diesem Rundkurs die mir notwendigen Höhenmeter fehlen. Aber die Aussicht auf einen laut Veranstalter gastfreundlichen, familiären und einzigartigen Lauf lässt euphorisch meine Nennung für den 6-Stunden-Lauf durchführen. Dieser Spontanität ist auch zu verdanken, dass ich mit der Startnummer 101 am Start stehe. Diese Nummer sollte einem kenianischen Wunderläufer auf der Brust kleben, aber mir?

Mein Frühstück an Wettkampftagen besteht obligatorisch aus je einem Toast mit Honig und Nutella. Der Wetterfrosch verspricht recht warmes, windig bis stürmisches Frühsommerwetter. Die Anreise nach Oberwart beansprucht eine knappe Stunde. Parkplätze sind im Bereich der Sporthalle Oberwart, rund 500 Meter vom Start- und Zielbereich der Laufveranstaltung entfernt, zur Genüge vorhanden. Hier in der Sporthalle stehen auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung.

6 Stunden Lauf Oberwart Laufbericht
Der Start-/Zielbereich ist direkt vor dem Einfamilienhaus des Veranstalters platziert. Zelte für die Verpflegung und Rundenzähler sind aufgebaut. Tische, Bänke und Sonnenschirme stehen parat. Es scheint bei dieser Veranstaltung an alles gedacht zu sein. Hier findet auch die Ausgabe der Startnummer statt. Bereits die ersten Eindrücke bestätigen, dass das Motto der Veranstaltung "gastfreundlich - familiär - einzigartig" nicht bloß eine Phrase ist, sondern auch gelebt wird. Überall finden sich freudig strahlende, überaus hilfsbereite Menschen. Zur personalisierten Startnummer werden ein Goody-Bag mit Obst, einem Gebäck, Nudeln sowie einer guten Flasche Wein vom Weingut Hillinger überreicht. Das Startgeld war übrigens frei wählbar und kommt zur Gänze einem karitativem Zweck zu Gute. Ich nutze die Zeit bis zum Start für den einen oder anderen small talk mit Mitstreiter und Helfer und genieße die ungezwungene Stimmung. Der Wetterfrosch scheint recht zu behalten, denn das Thermometer ist mittlerweile auf gut 20 Grad geklettert.

Kurz vor dem Start findet die offizielle Begrüßung durch Peter statt. Details zum organisatorischen Ablauf der beiden Bewerbe werden erläutert. Rundenzähler, Helfer beim Verpflegungsstand und der Moderator, zugleich auch für die Wahl der Musik verantwortlich, werden vorgestellt. Auch eine persönliche Bekanntmachung aller Starter darf nicht fehlen. Tatsächlich werden wir alle namentlich aufgerufen und von der Runde mit Applaus bedacht. Erst später werde ich genauer erfahren, welche geballte Ladung an Marathonfinisher hier und heute mit mir am Start stehen.

Leider macht Peter auch die Mitteilung, dass diese Veranstaltung heuer zum letzten mal stattfinden wird. Ursprünglich haben 30 Teilnehmer genannt. 19 Starter wollten auf die Marathondistanz gehen, 11 Läufer die Herausforderung 6-Stunden-Lauf annehmen. Leider gab es kurzfristig einige Absagen. Schade! Es ist für mich schwer nachvollziehbar, warum dieses Event nicht längst mit der maximalen Teilnehmerzahl von 40 Startern ausgebucht ist. Es mangelt hier an nichts. Es ist an alles gedacht. Mehr Gastfreundlichkeit geht nicht!

Pünktlich um 10.00 Uhr erfolgt der Startschuss und auch die digitale Uhr wird in Bewegung gesetzt. Letztendlich machen sich 22 Teilnehmer auf den Weg. Die Teilnehmer des Marathons werden die erste Runde bewusst verkürzen, um mit weiteren 29 vollen Runden auf die geforderte Marathondistanz von 42,195 km zu gelangen.

Es ist meine zweite Teilnahme an einem 6-Stunden-Lauf. Im Vorjahr schaffte ich bei meiner Premiere in Steyr eine Distanz von knapp 56 Kilometer. Damals hatte ich mich auf diesen Wettkampf bewusst vorbereitet, jedoch spielten mir Temperaturen von gut 30 Grad übel mit. Die Voraussetzungen heute sind andere. Dieser Wettkampf schließt lediglich eine sehr umfangreiche Trainingswoche auf meinem Weg zum mozart100 ab. Rund 65 Wochenkilometer stecken bereits in meinen Beinen. So wäre ich heute mit 50 gelaufenen Kilometern schon sehr zufrieden, gestehe ich mir beschwerlich lostrabend ein.

Nach dem die Marathonläufer die erste Runde nach rund 200 Meter beim Kreuzungspunkt Kopernikusgasse/Hegelgasse abkürzen, finde ich mich unerwartet an der Spitze des Feldes der Ultraläufer wieder. Ich erlebe gerade die ersten in Führung liegenden Meter meiner Laufkarriere. Meine Pace liegt bei rund 5:40 Minuten pro Kilometer. Das Wettkampfadrenalin lässt mich meine schweren Beine vorerst vergessen.

Der Rundkurs, eigentlich eine acht, ist 1423 Meter lang, durchgehend asphaltiert und weist keine Steigungen auf. Geisteswissenschaftler und Erfinder sind Namensgeber der Straßen und Gassen, die im Uhrzeigersinn durchlaufen werden. So starten wir in der Resselgasse, benannt nach einem der Miterfinder der Schiffsschraube. Im rechten Winkel gelangen wir in die Straße des Astronoms und Arztes Kopernikus. Für ein kurzes Stück führt uns die Laufstrecke an das rechte Ufer der Pinka, einem Nebenfluss der Raab. Über die Hegelgasse, benannt nach einem deutschen Philosophen, führt die Strecke via Schulgasse wieder zurück zu Start und Ziel.

Der unmittelbare Start-/Zielbereich ist für den Straßenverkehr gesperrt. Hier befindet sich auch der Labebereich. Das reichliche Angebot umfasst Elektrolytgetränke, Mineralwasser, stilles Wasser, Coca-Cola sowie Nudeln, Kuchen und Obst. Trotz der reichen Auswahl am Verpflegungsposten habe ich Gels, Salztabletten und Peronin in meiner Tasche, die ich neben dem Rundenzählertisch platzieren darf. Ich möchte unter großer Belastung nochmals die Verträglichkeit einiger Kalorienspender für den mozart100 testen. Auch ein Ipod liegt in der Tasche parat. Musik im Ohr soll mich nach Halbzeit weiter auf Trab halten. Die Rundenzählung erfolgt manuell. Das bedeutet, dass mein persönlicher Rundenzähler, in meinem Fall eine Rundenzählerin namens Sonja, die gelaufenen Runden händisch mitprotokolliert.

Was sich bei dieser familiären Veranstaltung im Start- und Zielbereich abspielt, ist kaum in Worte zu fassen. Unermüdlich werden wir Läufer über Stunden sehr persönlich von den Rundenzählern, den Zuschauern, den Helfern am Verpflegeposten und vom Moderator angefeuert, beklatscht, aufgemuntert. Auch an Musik fehlt es nicht. Fotografen sind über die ganze Zeit auf der Strecke zu sehen, die ebenfalls ausdauernd Foto um Foto machen, die in ein paar Tagen kostenlos im Internet anzusehen sein werden. Dixi? Klar, auch dafür ist gesorgt. Ich wiederhole mich: Es mangelt an nichts!

Seit einer Stunde laufe ich sprichwörtlich im Kreis. Ich erfreue mich Runde für Runde am herzlichen Durchlauf bei Start und Ziel. Es hat deutlich über 20 Grad Celsius. Dementsprechend labe ich mich alle zwei Runden bei Iso und Wasser. Vor rund 15 Minuten habe ich mein erstes von drei Gels geschluckt. Eine Salztablette wird in Kürze für den erforderlichen Mineralstaffausgleich sorgen. Meine Pace liegt nach wie vor deutlich unter 6 Minuten für den Kilometer und ich wähne mich immer noch in Führung. Marathonläufer sind von den 6-Stunden-Teilnehmer an der Startnummer gut zu unterscheiden. Bislang wurde ich von einer Handvoll Läufer überholt, die allesamt eine blaue beschriftete Startnummer getragen haben, also Läufer über die Marathondistanz sind. Mein aktuell schärfster Verfolger unter den Ultraläufern scheint Pascal mit der Startnummer 109 zu sein. Sein Rückstand beträgt ungefähr 120 Meter. Ich genieße meine Führung. Auch meine Beine, denn trotz vieler Trainingskilometer machen sie weiterhin gut Tempo.

Nach zwei Stunden habe ich rund 21 Kilometer auf der Guthaben-Seite. Das zweite Gel ist konsumiert und ich halte weiterhin an der Taktik fest, alle zwei Runden je einen Becher Wasser und Iso zu trinken. Ich habe Gefallen an der Tatsache gefunden, noch immer in Führung zu liegen. Meine Tagträume, hier vielleicht sogar einen Sieg einlaufen zu können, verschaffen mir Gänsehaut. Mein Verstand sagt mir klarerweise, dass es nach einem lächerlichen Drittel des Wettkampfes für solche Fantasien doch viel zu früh ist. Aber ich will auch mal zur Siegerehrung. Bis dato hat es nicht mal für einen Platz am Altersklassen-Podest gereicht.

Wind frischt auf und verursacht auf Teilstücken recht unangenehmen Gegenwind. Trotzdem ist es weiterhin sehr warm. Aber auch daran ist gedacht. So steht bei circa Halbzeit der Runde eine Wanne mit kaltem Wasser und Schwämmen zur Abkühlung parat. Das dritte und letzte Gel ist geschluckt und der Vorsprung auf Pascal, offensichtlich nach wie vor mein nächster Verfolger, ist auf rund 300 Meter angewachsen. Die Uhr zeigt Halbzeit. Sonja, meine Rundenzählerin, bestätigt die Anzeige meines Forerunners mit 32 gelaufenen Kilometern.

Ursprünglich habe ich geplant, mich ab der dritten Stunde vom Ipod bespielen zu lassen. Ich verschiebe diese Motivation um eine Stunde. Derweil läuft es auch noch ohne Musik-Doping gut. Das Ambiente der Veranstaltung ist Motivation genug. Meine Kilometerzeiten bleiben so wie der Abstand zum Verfolger konstant. Meine Beine haben sich offenbar damit abgefunden, heute weiter als die geplanten 50 Kilometer zu laufen. Die Atmosphäre dieses intimen Laufes gepaart mit dem unerwarteten Renngeschehen lassen schwere Beine vergessen. Im Gegenteil! Die Aussicht auf einen möglichen Spitzenplatz verleiht Flügel.

Die Marathondistanz ist nach exakt vier Stunden geschafft. Vor einer guten halben Stunde ging der Sieg im Marathonbewerb ex aequo an Dietmar Korntner und Otto Peischl. Dietmar, wie Otto ein Top-Ultraläufer, hatte bei jeder Überrundung einen motivierenden und lobenden Zuspruch parat. Meinen Plan, ab der dritten bis zur fünften Stunde das Peronin zu testen, habe ich verworfen. Peronin ist ein Fertiggericht-Pulver und spendet pro 100 Gramm nahrhafte und hoffentlich gut verträgliche 450 Kalorien. Es wird beim mozart100 meine erste Wahl zur Verpflegung zwischen den teilweise weit entfernten Labestellen sein. Zu groß ist nun jedoch die Angst, mein Körper könnte auf die ungewohnte Mahlzeit mit Unpässlichkeit reagieren. Mein Vorsprung ist aktuell bei rund zwei Minuten und langsam beginne ich wirklich daran zu glauben, heute das Ding nach Hause laufen zu können. Und einen über viele Stunden erkämpften Vorsprung möchte ich nicht am Dixi einbüßen. So wird der Test der Trockennahrung um eine Woche verschoben. Die drei Gels sind jedoch auch aufgebraucht. Fragt mich bloß nicht, warum ich nur drei Stück in meine Tasche gepackt habe. Die Lade zu Hause ist voll mit dem klebrigen Kram. Aber die Labestelle hält ohnehin alles bereit, was für einen erfolgreichen Lauf notwendig ist. Ab sofort schnappe ich mir jede zweite Runde ein bis zwei kleine Stücke Banane und einige Salzbrezel. Die Temperatur ist weiter gestiegen, sodass ich bald jede Runde zum Becher Wasser und Iso greifen werde.

Die Marathon-Teilnehmer haben nach und nach ihre Aufgabe erfüllt. Die Strecke leert sich. Ich laufe in Trance. Runde für Runde ziehe ich das Programm durch: Kopernikusgasse, Hegelgasse, rechtes Pinkaufer, Koperinkusgasse, Hegelgasse, Schwamm mit kaltem Wasser auf das Haupt, Schulgasse, Resselgasse, bei Start und Ziel Runde feiern und beklatschen lassen. Ein Läufertraum geht für mich heute in Erfüllung. Ich registriere, dass der Vorsprung auf meinen Verfolger immer größer wird. Ich kann die Pace halten. Das Gebein hat längst resigniert; der Geist hat das Sagen. Und der will sich heute die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen. Egal, dass in zwei Tagen wieder drei Stunden Trail-Lauf am Programm stehen, die wohl anstrengendste Trainingswoche für den mozart100 beginnt. Die Feste soll man feiern wie sie fallen. Und viele Gelegenheiten bekomme ich bestimmt nicht, um einen Gesamtsieg zu erlaufen.

Ich habe zum Ipod gegriffen. Musik von Pur treibt mich weiter voran. Songs wie "Es tut weh" oder "Engel sollen fliegen" verursachen zum wiederholten mal Gänsehaut. Ich bin nach fünf Stunden über 52 Kilometer weit gelaufen und habe Pascal überrundet. Jetzt bloß keine Kreislaufprobleme oder Muskelkrämpfe, wünsche ich mir von den Laufgöttern. 60 Kilometer sind geschafft. Ein paar Minuten bleiben noch. Ich schnappe mir mein Mobiltelefon aus der Tasche. Vollgepumpt mit Adrenalin rufe ich im Laufschritt meine Frau an. Ich quietsche ihr in meinem Hype ins Telefon, dass ich in wenigen Minuten meinen ersten Sieg feiern und das erste mal bei einer Siegerehrung aufgerufen werde. Und mache noch ein paar Fotos von der Strecke. Irre, was ich heute hier erleben darf.

Zielschuss! Schluss! Stop! Ich setze mich hin und warte auf die Restmetervermessung. Mein Forerunner zeigt mir 62,64 Kilometer an. Offiziell werde ich in der Ergebnisliste mit 61,97 Kilometer als Sieger des 6-Stunden-Laufes von Oberwart gewertet werden. Ich habe es geschafft! Ich könnte heulen vor Freude. Ich habe einen Laufbewerb gewonnen. Ich habe es nicht für möglich gehalten. Ich bin in dieser Woche nun in Summe 125 Kilometer gelaufen.

Ich werde beglückwünscht und mache mich in der nahe liegenden Sporthalle Oberwart für die Siegerehrung frisch.

Siegerehrung! Auch Vertreter aus Stadt- und Landespolitik sind eingetroffen. Bratwürste und ein Nudelgericht sowie ein isotonisches Hopfengetränk, vulgär Bier genannt, stehen wiederum gegen eine freiwillige Spende bereit.

Peter Linsbauer bedankt sich zur Einleitung bei Familie, Nachbarn, Freunden, unzähligen ehrenamtlichen Helfern für die Unterstützung in den letzten Jahren. Es klingt Wehmut aus seinen Worten. Aber es ist zu verstehen, dass man sich bei so viel Einsatz und Herzblut mehr Anerkennung und ein größeres Starterfeld wünscht. Auch statistische Zahlen dürfen nicht fehlen. Und die haben es wahrlich in sich. Sage und schreibe 1900 Marathons sind die heutigen Starter bislang gelaufen. Ein Teilnehmer finishte heute seinen 617. Marathon. Unglaublich! Unfassbar!

Und ich Grünschnabel darf auf die oberste Treppe des Podestes steigen. Ich genieße meine erste Siegerehrung. Neben einer wunderbaren, sehr wertig gefertigten Medaille, darf ich mit einem reichlich gefüllten Geschenkskorb nach Hause fahren.

Ich bedanke mich herzlich bei all den Mitwirkenden, dass ich dank Euch heute besondere und einmalige Stunden in Ausübung meiner sportlichen Leidenschaft erleben durfte.


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Mittwoch, 14. September 2016

10.09.2016: 6-Stunden-Lauf in Steyr - Laufbericht

6 Stunden Lauf Steyr
Auf der gut zwei Stunden dauernden Fahrt nach Steyr habe ich Zeit, meine zurecht gelegte Taktik zu verinnerlichen. Ich plane einen gleichmäßigen Lauf über 6 Stunden mit dem Ziel, die 60 Kilometer-Marke zu knacken. Folglich soll sich meine Pace bei rund 5:50 km/min einpendeln, damit mir alle paar Kilometer ausreichend Minuten zur stressfreien Aufnahme von Flüssigkeit und fester Nahrung zu Verfügung stehen. So weit die Theorie!

Im "wirklichen" Läuferleben sind meine Gebeine nach der rund 150 minütigen Autofahrt schwer. Die schlafarme letzte Nacht, die lange Anreise und der Ausblick auf sommerliche Temperaturen mit Höchstwerten um die 28 Grad oder mehr lassen die Motivation auf einen Tiefpunkt sinken. Zweifel über die Erreichbarkeit des Zieles suchen mich heim. Ich fühle mich in Steyr plötzlich fehl am Platz.

Die Psyche in eine positive Richtung zu lenken, tut jetzt Not. Die Vorstellung des Glücksgefühls bei Erreichen der erhofften Distanz, leuchtende Kinderaugen beim Spielen mit dem von mir "erlaufenen" Kinderfahrzeug (siehe Spendenlauf) und Gedanken an meine Familie, die ich heute Abend wiedersehen werde, hieven mich aus dem moralischen Tief und lassen mich zum Wettkampfbüro gehen, um die Startunterlagen abzuholen.

Der administrative Teil gestaltet sich unkompliziert. Neben der Startnummer 22 erhalte ich im Goody-Bag neben üblichen Zugaben wie Mini-Toilettartikel, eine Flasche Apfelsaft, reichlich Informationslektüre auch - am heutigen Hitzetag beinahe provokant - einen Regenschirm. Bloß der bei solchen Veranstaltungen übliche Haftungsausschluss mit ".... nehme zur Kenntnis, dass .... blabla das Risiko von schweren Verletzungen bis hin zum T-Wort"  jagt mir immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken.

Gemeinsam mit mir stehen rund 80 Einzelstarter des 6-Stunden-Laufes sowie eine Schar an Staffelläufer pünktlich um 10.00 Uhr am Start. In meiner Hosentasche befinden sich drei Salztabletten, die ich alle 90 Minuten zu mir nehmen werde. Dadurch erhoffe ich mir, von Muskelkrämpfen verschont zu bleiben.

Endlich geht es los. Die ersten beiden Runden nutze ich, um meinen Rhythmus zu finden. Zeit für das Streckenstudium werde ich noch zur Genüge haben. Immerhin muss ich für meine Zielerreichung den Kurs 44 mal umrunden. Bereits jetzt um 10 Uhr lässt sich erahnen, dass die Sonne heute gnadenlos sein und gehörig Schweiß fließen lassen wird. Ich entschließe mich frühzeitig, die Intervalle zur Flüssigkeitsaufnahme zu verkürzen und nehme meist alle zwei Runden Iso und Wasser zu mir.

Hinter der ersten Stunde ist ein Häkchen zu setzen. Nach 60 Minuten bin ich laut meinem Forerunner 10,4 Kilometer gelaufen. Der geübte Stundenläufer zählt Runden, nicht Kilometer. Aber dazu später noch mehr.

6 Stunden Lauf Steyr Streckenführung
Die Strecke selbst ist schnell beschrieben: Der 1369 Meter lange Rundkurs befindet sich im Industriegebiet von Steyr. Vom Start führt die Strecke vorbei an den Hallen von Kappa Filter Systems und Steyr Motors ein paar hundert Meter in nördliche Richtung, Hier wird auf Höhe der Werkshalle von NKE Austria kehrt gemacht und die selbige Gerade in südliche Richtung zurück gelaufen. Bevor uns eine Schleife mit 3 Höhenmeter wieder zu Start und Ziel leitet, ist die Labestation eingerichtet.

Hier stehen ein isotonisches Getränk von Nutrilite, Wasser sowie Mineralwasser, Cola, Bier und Apfelsaft bereit. Als feste Nahrung können Salzbrezel, Gurkenscheiben, Apfelspalten, Bananen, leckeren Kuchen, Kartoffel sowie Nudeln zu sich genommen werden.

Zwei Stunden sind gelaufen. Der Schweiß strömt aus allen Poren. Ich bin planmäßig on the Road. 20,6 Kilometer meldet mir Freund Garmin. Ein Moderator bemüht sich redlich, im Start-/Zielbereich für Unterhaltung und neueste Informationen zu sorgen. Ich trinke weiterhin alle zwei Runden Iso und Wasser, dazwischen nehme ich als feste Nahrung mal ein Stück Kuchen, ein paar Salzbrezel oder die eine oder andere Apfelspalte zu mir. Im späteren Verlauf des Rennens werde ich auch zu Cola und Bier greifen.

Ich bin versucht, mich für ein paar Runden vom Ipod begleiten zu lassen. Noch zu früh dafür, meldet sich das Gewissen! Es ist bestimmt ein Jahr her, dass ich mich auf einem Lauf von Musik ablenken habe lassen. Aber heute scheint es eine willkommene Abwechslung zu sein. Die Musikbegleitung wird auf Stunde fünf verschoben. Nach vier gelaufenen Stunden gilt es als vereinbart, dass ich mir als Belohnung den Ipod nehmen darf. Abgemacht!

Halftime! Die Beine fühlen sich geschundener an als ich es zu diesem Zeitpunkt erwartet habe. Ich halte mich zwar weiterhin mit einem deutlichen Plus an Strecke gut im Rennen, aber die hohen Temperaturen zehren an den Reserven.

Ein Blick auf den bei Start/Ziel installierten Live-Monitor verrät mir, dass ich 22 Runden gelaufen bin. Moment mal! Genau die Hälfte der von mir eingeforderten 44 Runden? Unter diesen Bedingungen ist "22 mal 1369" Meter eine anspruchsvolle Prüfung. Nach Adam Riese ergibt das Ergebnis eine gelaufene Streckenlänge von 30,1 km. Ein echter Schock, denn ich habe mich mit deutlichem Vorsprung auf mein Endziel im Rennen gewähnt.

Stimmt, ich habe mich von Anfang an nicht besonders auf die Ideallinie *) konzentriert. Dazu kommt der eine oder andere Meter Messabweichung meines GPS-Instrumentes. Der vermeintliche Vorsprung von einigen hundert Metern verpufft wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Asphalt des Steyr´s Rundkurs.

6 Stunden Lauf Steyr Laufbericht
*) Nach gut drei Stunden wähle ich bewusst die Linie eines führenden Läufers. Siehe da, ich verliere bis zum Zielschluss tatsächlich nur noch wenige Meter gegenüber der vermessenen Streckenlänge.

Die Motivation ist im Keller. Mit einem Schlag wird mir klar, dass die Zielerreichung nicht mehr realistisch ist. Ich muss mich aufrichten und suche nach positiven Aspekten. Ich führe mir vor Augen, dass ich mit den bereits erreichten 30 Kilometer schon eine Spendensumme von 180 Euro erlaufen bin. Das macht mich dann doch ein wenig Stolz und Plan B wird definiert: Minimalziel 55 Kilometer gilt es nun zu schaffen.

Die Strecke hat sich gefüllt. Um 13 Uhr sind die 3-Stunden-Läufer gestartet. Noch frisch und voller Elan teilen sie sich den Rundkurs nun mit uns.

Nach 29,5 Runden schließe ich die vierte Stunde ab. Die 40 (offiziellen) Kilometer sind geschafft. Noch exakt im 6-Minuten-Schnitt, aber ich habe zu kämpfen. Illusorisch zu glauben, dass ich das Tempo weitere zwei Stunden halten kann. Zeit für eine Belohnung. Ich halte kurz bei meiner am Streckenrand abgestellten Tasche und nehme den Ipod mit auf die folgenden Runden. Techno wie "Das Boot" bringt wieder etwas Schwung in meinen Laufschritt. Seiler und Speer´s schware Partie lässt mich schmunzeln . Beim Titel "Der Berg ruft" von K2 erinnere ich mich an den kürzlich gelaufenen Bergmarathon in Kainach bei Voitsberg (zum Laufbericht).

Trotz Salztabletten und regelmäßiger Flüssigkeitszufuhr krampft nun regelmäßig mein linker Oberschenkelmuskel und zwingt mich immer wieder zu kurzen Stopps oder Geh-/Humpelpausen. Nun ist es wirklich hart. Aber der Schmerz wird vergehen. So wie jedes mal. Und die Freude und der Stolz wird bleiben. Laufen, das ist mein Ding!

Mein Focus ist weiterhin auf das Erreichen der 55 Kilometer gerichtet. Nach fünf Stunden stimmen mich 35 gelaufene Runden bzw. 48 Kilometer zuversichtlich, den heutigen Wettkampf den Umständen entsprechend doch noch einigermaßen erfolgreich abzuschließen.

Die letzten 60 Minuten bringen mir weitere 8 Kilometer. Punkt 16 Uhr erklären abgeschossene Feuerwerksraketen die Veranstaltung für beendet. Ich halte an, setze mich hin und warte auf die Vermessung der restlichen Meter. Eine wunderschöne, von der Lebenshilfe Steyr gefertigte Finisher-Medaille wird mir um den Hals gehängt und eine Flasche alkoholarmes Bier kredenzt. Ich werde beim 6-Stunden-Lauf in Steyr letztendlich mit 55,772 Kilometer im offiziellen Endergebnis auf Rang 30 von 78 Startern klassiert sein.

Resümee? Ich kann den 6-Stunden-Lauf in Steyr als sehr gut organisierte Veranstaltung vorbehaltlos weiterempfehlen. Langeweile stundenlanges im Kreis rennen? Fehlanzeige! Die Jagd nach Kilometer in einer vorgegebenen Anzahl von Stunden ist faszinierend und ein weiteres Puzzleteil in der Bandbreite unseres Laufsports. Es wird nicht mein letzter Stundenlauf gewesen sein.

Ich bin jetzt ein Ultraläufer!

Es freut mich, sich wieder zu lesen ...
Wolfgang alias #42undmehr










Samstag, 10. September 2016

Spendenlauf 2016 für den Pfarrkindergarten

Ein Spendenlauf für den Pfarrkindergarten Fernitz

Spontan kam mir die Idee, in Eigeninitiative einen Spendenlauf zu organisieren. Ich selbst habe bereits mehrfach am "Rote-Nasen-Lauf" teilgenommen, wo Sponsor-Partner für gelaufene Kilometer einen gewissen Betrag (meist einen Euro pro Kilometer) für ein Projekt zur Verfügung stellen. Mein Spendenlauf soll genau nach diesem Vorbild "funktionieren".

Der Austragungsort ist schnell fixiert. Ich habe bereits für den 6-Stunden-Lauf in Steyr genannt. Der Lauf findet am 10. September 2016 statt und mein Ziel ist es, an die 60 Kilometer zu laufen. Ein Stundenlauf bietet sich für das Vorhaben, per Kilometer "bezahlt" zu werden, an.

Auch ein Projekt ist schnell gefunden: Der Pfarrkindergarten Fernitz wünscht sich weitere Kinderfahrzeuge wie z.B. einen Roller oder eine Murmelbahn und freut sich auf finanzielle Unterstützung.

Gesagt, getan! So trat ich an ortsansässige Unternehmen mit der Bitte heran, pro von mir am 10. September 2016 gelaufenen Kilometer einen Euro an den Pfarrkindergarten Fernitz zu spenden.



*trommelwirbel* DIE SPONSOR-PARTNER *trommelwirbel*

Mit riesengroßer Freude darf ich verkünden, dass sich bereits erste Sponsor-Partner für meinen Spendenlauf für den Pfarrkindergarten Fernitz gefunden haben. Ich bedanke mich herzlichst bei nachfolgenden Unternehmen, die meinen Spendenlauf zu Gunsten des Pfarrkindergartens Fernitz mit einem Euro pro Kilometer unterstützen:



Konditorei Eis Kaffee Purkarthofer
Kirchplatz 6, 8072 Fernitz





Fahrradservice Fernitz
Erzherzog-Johann-Platz 21, 8072 Fernitz
















SPAR FERNITZ-MELLACH
Kalsdorferstraße 8, 8072 Fernitz




LIEB BAU WEIZ GmbH & CO KG
Birkfelder Straße 40, 8160 Weiz




Lechmann Limonaden GmbH
Grazerstraße 20, 8072 Fernitz













CEM´S PIZZA
Coskun & Partner OG
Kalsdorferstraße 6, 8072 Fernitz



















PICFLY.AT
DI (FH) Thomas K. Eberhard Ing.
Raxweg 11/16
8401 Kalsdorf bei Graz