Freitag, 19. Oktober 2018

14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht

Der Graz-Marathon steht vor einem Jubiläum! Zum 25. mal findet am Sonntag dem 14. Oktober 2018 der Kleine Zeitung Graz Marathon statt. Bereits drei Tage zuvor wirft der Jubiläums-Marathon  seinen Schatten voraus. Denn schon Donnerstag Abend besteht die Möglichkeit, im Zuge des Late Night - Shopping beim Traditions-Kaufhaus Kastner + Öhler seine Startunterlagen abzuholen. Der frühe Vogel fängt beim Graz Marathon nicht nur den Wurm, sondern wer am Donnerstag die Startunterlagen abholt, erhält gratis ein Glas Prosecco sowie ein Jubiläums-Buff-Schlauchtuch. Auch Freitag oder Samstag kann die Nachnennung durchgeführt bzw. die Startnummer abgeholt werden.

Graz Marathon - Laufbericht
Das kostenlose Buff-Tuch will ich mir nicht entgehen lassen. So hole auch ich mein Startpaket bereits am Donnerstag Abend ab. Mit dieser Idee bin ich nicht alleine. Daher sind die Straßen rund um den Gigasport (so nennt sich das Kastner + Öhler - Sporthaus) verstopft und die Tiefgarage besetzt.

Auch eine kleine Marathon-Messe mit einer guten Handvoll Aussteller findet statt. Neben Marathon-Veranstalter hat der eine oder andere namhafte Sportartikel-Hersteller sein Zelt aufgeschlagen. Am Garmin-Stand versuche ich ein technisches Detail zu einer GPS-Laufuhr meines Begehrens zu erfragen. Die beiden Standbetreuer können meine Frage nicht beantworten aber raten mir lässig am Tresen lümmelnd, mich doch im Internet schlau zu machen.

Das Marathon-Laufshirt aus Funktionsfaser kostet lt. Veranstalter eigentlich 45 Euro. Dem Startpaket liegt ein Gutschein bei, mit dem das Shirt um 20 Euro erworben werden kann. Wer so wie ich eine Kastner + Öhler - Pluscard sein Eigen nennt, erhält das Laufshirt kostenlos. Schöne Sache und tolles Shirt. Zusätzlich sind noch weitere Gutscheine, einiges Lesenswertes wie die Kleine Zeitung Marathon-Ausgabe sowie ein paar Produktproben beigepackt. Der Startbeutel selbst ist mit Namen und Startnummer beschriftet znd dient am Lauftag als Kleidungsbeutel (kann dann vor dem Start des Bewerbs an der Garderobe abgegeben werden).

Apropos Bewerbe: Hier hat man beim Graz-Marathon die Qual der Wahl. Neben Kinderläufen (vom Knax Club Bambini-Sprint bis zum Odlo-Juniormarathon) und dem Familienlauf stehen ein Viertel-, Halb- oder der Staffelmarathon zur Auswahl. Ein City-Run über 5 Kilometer kann einzeln oder im Team absolviert werden. Auch die Nordic Walker kommen auf ihre Kosten. Zudem werden über die Halbmarathon-Distanz die österreichischen und steirischen Meisterschaften ausgetragen. Ich werde gemeinsam mit rund 700 weiteren Teilnehmern über die klassische Marathondistanz von 42,195 Kilometer an den Start gehen. Das Zentrum aller Laufbewerbe ist der Innenstadtbereich rund um die Grazer Oper.

Die Zeitnehmung erfolgt durch die Firma MaxFun Timing. Der Zeitnehmungstransponder ist in die Startnummer integriert, so erspart man sich einen eigenen Chip am Fuß oder sonst wo. Das Fotoservice übernimmt Foto Viertbauer. 2-3 Tage nach dem Laufevent können die Fotos online vorbegutachtet und bei Gefallen bestellt werden. Mir persönlich ist letztendlich der Preis von 39 Euro deutlich zu hoch, für dass an lediglich zwei Abschnitten (Fotopoint Nähe Franziskanerkirche bzw. Herrengasse/Opernring) Fotos "geschossen" und kein Wert auf einen markanten, städtebezogenen Hintergrund gelegt wurde.

Kleine Zeitung Graz Marathon 2018
Der City-Run, der Nordic Walk, der Familienlauf sowie die Kinderbewerbe finden am Vortag des Marathons statt. Beim Odlo-Juniormarathon steht mein Sohn Sebastian am Start. Er startet in der Wertungsklasse M/W7 (Jahrgänge 2012 und 2011) und hat eine 1000 Meter lange Laufstrecke vor sich.

Die erste sportliche Entscheidung des diesjährigen Graz-Marathons ist jedoch den Maskottchen vorbehalten. Ferdi Flott fordert Kollegen wie Sparefroh, Obi Biber, s´Börserl oder Lollipop zum 60 Meter langen Maskottchensprint. Die Nenngebühr der Maskottchen kommt einem karitativen Zweck zu Gute.

Im Anschluss starten die Kleinsten. Gerade beim Bambini-Sprint wird Sicherheit großgeschrieben. So erhalten die Bambinis sowie die Erziehungsberechtigten jeweils die gleiche Startnummer, mit der sie ihre Sprößlinge nach dem 120 Meter langen Lauf wieder abholen können.

Nun sind die Junioren an der Reihe. Sebastian ist sichtlich aufgeregt. Bei einem so großen Event war er noch nicht am Start. Ein Lauf mitten in der Landeshauptstadt, dazu die Moderation, die vielen Zuschauer und die große Anzahl der teilnehmenden Kinder schüchtern ihn ein wenig ein. Die Strecke des Odlo-Juniormarathon führt vom Opernring in die Hamerlinggasse. Über die Hans-Sachs-Gasse und Einspinnergasse geht es zurück zu Start und Ziel am Opernring. Gemeinsam mit 200 Gleichaltrigen geht es für Sebastian um Punkt 15.00 Uhr los. Nach 4 Minuten und 59 Sekunden ist er auch schon wieder im Ziel und empfängt sichtlich stolz seine verdiente Erinnerungsmedaille.

Nach dem Familienlauf findet im Läuferzelt die Pasta-Party statt. Für einen vergünstigten Teller Pasta liegt dem Startpaket ein Gutschein bei.

Sonntag-Morgen! Marathon-Tag! Race-Day! Es ist schon 3 Jahre her, dass ich an einem flachen Stadtmarathon teilgenommen habe. Die letzten beiden Jahre war ich ausschließlich auf Berg- und Landschaftsmarathons oder Ultratrails mit vielen hundert Höhenmetern unterwegs. Mein Ziel ist es, deutlich unter 4 Stunden zu laufen. Vor Wochen spekulierte ich noch mit einer Zeit um 3:30. Dass dieses Vorhaben unrealistisch ist, haben jedoch die Testläufe der letzten beiden Wochen gezeigt. Ich kann nicht über 40 Kilometer weit den Kilometer unter 5 Minuten laufen. Dazu fehlen mir die Tempoläufe. Mein Trainingsschwerpunkt lag zu sehr auf die Gewinnung von ultralanger Ausdauer, denn auf Tempohärte und Schnelligkeit. Eine Endzeit zwischen 3:37 und 3:40 Minuten würde mich zufrieden stimmen.

Mein Plan ist dennoch, mich so lange als möglich im Windschatten des Pacemakers für eine Zielzeit von 3 Stunden und 30 Minuten aufzuhalten. Schlau ist es zwar nicht, zu schnell zu starten, um mit Vorsatz dann auf der zweiten Streckenhälfte einzubrechen. Aber ich möchte erfahren, wie lange ich heute einen 5-Minuten-Schnitt pro Kilometer halten kann. Dass diese Strategie schmerzhafter sein wird als eine von Anfang an konstant gelaufene 5:10 Pace pro Kilometer, ist mir bewusst. Aber ich bin leidensfähig. Beim Laufen zumindest.

Gefrühstückt wird auf bewährte Weise: Gut drei Stunden vor dem Start esse ich je ein Stück Toast mit Honig und Schokocreme, dazu 2 Tassen Kaffee. Die Startnummer ist zugleich ein Gratis-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel. So reise ich entspannt mit Bus und Straßenbahn in die Grazer Innenstadt.

Ein Wort zum Wetter: Der Frühnebel lichtet sich und es verspricht ein sonniger, warmer Spätsommertag zu werden.

Ich erledige die letzten Handgriffe. Will heißen, ich bestücke meine Laufweste mit ein paar Gels, einer Tüte Salztabletten und meinem Smartphone. Der obligatorische Gang zum Dixi darf nicht fehlen. Dann gebe ich meinen Kleiderbeutel ab und laufe mich 10 Minuten warm.

Um 09:45 Uhr öffnet der Startblock 1. Dieser ist den Marathon-Teilnehmern vorbehalten. Der Halb- bzw. Viertelmarathon wird blockweise zeitverzögert gestartet. Unmittelbar vor dem Startblock 1 haben sich die Eliteläufer und die Teilnehmer an den Meisterschaften im Halbmarathon positioniert. Ich habe meinen Platz unmittelbar neben dem Pacemaker, gekennzeichnet durch einen Luftballon mit der Aufschrift 3:30, gefunden. Die Moderation stellt die Eliteläufer vor. Im Anschluss begrüßt Stadtrat Kurt Hohensinner alle Teilnehmer und Zuschauer, dankt dem Organisationsteam und gibt den Startschuss. Pünktlich um 10 Uhr werden wir auf die Strecke gelassen.

Graz Marathon Streckenführung 2018
Wir laufen am Opernring und Joanneumring Richtung Westen. Das Feld ist dicht gedrängt. Um "meinen" Pacemaker hat sich eine größere Gruppe formiert. Ich bin es nicht gewohnt, im Rudel zu laufen. Entsprechend konzentriert bin ich, um erstens niemanden auf die Füße zu steigen bzw. habe ich doch ein wenig Bedenken, im Gewusel über irgend welche Läuferbeine zu stolpern.

Die Strecke führt über die Wielandgasse, Grazbachgasse, Münzgrabenstraße und den Jakominigürtel auf die Conrad-von-Hötzendorfstraße. Auf einer langen Geraden, vorbei an der Stadthalle Graz, geht es nun zum südlichen Wendepunkt bei der Merkur Arena, dem Heimstadion des Fussballklubs SK Puntigamer Sturm Graz. Die führenden Eliteläufer kommen mit deutlichem Vorsprung hier bereits auf der Gegengeraden entgegen. Faszinierend, mit welcher scheinbaren Leichtigkeit diese Athleten förmlich über die Strecke fliegen.

Der Pacemaker läuft ein konstant gleichmäßiges Tempo. Langsam gewöhne ich mich an die Situation, inmitten der Läufertraube zu sein. Am Streckenrand erspähe ich zwei ganz liebe Kollegen meines Laufclubs MT-Hausmannstätten. Lautstark feuern sie an und machen auch einige ganz tolle Fotos. Immer wieder werden die Beiden völlig unerwartet entlang der Strecke auftauchen, zujubeln, aufmuntern und fotografieren. Einen riesengroßen Dank dafür!

Kurz nach Kilometer 5 ist die erste Labestelle erreicht. Es werden Wasser und ein isotonisches Getränk sowie Bananen angeboten. Es herrscht ein für mich ungewohntes Gedränge an der Verpflegungsstelle. Solche Situationen kenne ich von Ultratrails oder Bergmarathons mit vergleichsweise geringer Teilnehmerzahl nicht. Ich "erkämpfe" mir Wasser und Iso und trinke die Becher im Gehschritt aus. Der Pacemaker ist mir inzwischen entwischt. Wer hier nicht im Laufschritt trinkt, lässt abreißen. Ich habe rund 30 Meter Rückstand. Es kostet überdurchschnittlich viel Energie, wieder aufzuschließen. Ein paar hundert Meter später bin ich wieder dran. Ob im flow in der Gruppe oder alleine hinten nach, der Unterschied ist enorm.

Die Strecke führt über die Schießstatt- und Schönaugasse weiter in die Neuholdaugasse. Linkerhand befindet sich nun der Städtische Augarten. Ich erinnere mich freudig zurück, als der Bambini-Sprint noch im Augarten ausgetragen wurde und mein Sohn das erste mal am Start stand. Wie die Zeit vergeht ... Das Publikumsinteresse ist hier mäßig. Entlang der Pestalozzistraße hat man dafür einen wunderbaren Ausblick auf den Schlossberg.

Der Kurs quert die Mur. Über den Grieskai und Lendkai geht es nun dem nördlichen Wendepunkt entgegen. Hier säumen sehr viele Zuschauer die Laufstrecke. Es ist neben der Sackstraße, Herrengasse und Opernring bestimmt der attraktivste Streckenabschnitt. Man erhascht Blicke auf das Kunsthaus und auf die Murinsel. Rechter Hand setzt sich wieder das Wahrzeichen der Stadt, der Schlossberg mit Uhrturm, in Szene. Hier bei Kilometer 9 ist die nächste Labestelle errichtet. Gleiches Spiel: Ich trinke ausreichend, nehme eines meiner Gels zu mir verliere wieder wertvolle Meter auf die Gruppe rund um den Pacemaker. Gute 50 Meter fehlen mir auf den Träger des grünen Luftballons. Ich kämpfe mich abermals ran und habe bei Kilometer 11 wieder aufgeschlossen. Die Durchgangszeit bei Kilometer 10 liegt übrigens bei rund 50 Minuten und 15 Sekunden. Der Pacemaker läuft hochgerechnet somit ein wenig zu langsam. Letztendlich wird er eine Zeit von 3 Stunden, 30 Minuten und 45 Sekunden erreichen.

copyright karl
Ich stelle fest, dass mein Pacemaker den Luftballon verloren hat. Wie genau, ist mir entgangen. Fortan muss ich mich an seiner markanten Kappe orientieren. Es geht über die Keplerbrücke zurück auf die linke Murseite. Hier steppt der Bär! Hunderte Zuschauer stehen hier Spalier. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für stimmungsvolle Musik und lautstarke Moderation. Hier macht´s richtig Laune!

Es geht auf der Körösistraße weiter Richtung Norden. Bei Kilometer 13 wartet die nächste Möglichkeit zur Labe. Neben Wasser und Iso wird hier auch Cola gereicht. Mittlerweile ist es recht warm und so achte ich weiter auf eine entsprechende Flüssigkeitszufuhr. Erraten! Die meisten Läufer schnappen sich ohne Tempoeinbußen einen Becher. Zuvor laufen sie teils rücksichtslos rempelnd quer über die Straße. Eine Läuferin hakt bei meinem Bein ein, strauchelt. Sie und ich können mit Mühe einen Sturz verhindern. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben, als Sie sich entschuldigt. Ich verliere wieder den Anschluss. Ich finde es immer mühsamer, ran zu laufen. Ich möchte jedoch wenigstens bis zur Halbmarathonmarke am Tempomacher dranbleiben und so mache ich langsam Meter um Meter gut. Bei Kilometer 15 ist die Wende Nord erreicht. Ich bin wieder am Pulk dran und die Strecke geht leicht fallend der Innenstadt entgegen.

Zuvor stellt sich die schier endlose Gerade der Theodor-Körner-Straße in den Weg. Über die Wickenburggasse führt uns die Laufstrecke wieder zur Keplerbrücke. Diesmal wird aber nicht die Mur gequert sondern parallel der Kaiser-Franz-Josef-Kai entlang gelaufen. Die Innenstadt ist erreicht. Das Zuschauerinteresse ist ob des tollen Wetters im heurigen Jahr wirklich enorm. Entlang der Sackstraße und der Murgasse sowie ein wenig später durch die Schmiedgasse, über den Hauptplatz und durch die Herrengasse applaudieren tausende Zuschauer uns Läufern. In der Neutorgasse kann man linkerhand einen Blick auf die Franziskanerkirche werfen. Ich laufe durch den "Fotopoint" von Foto Viertbauer.

Bei der Labestelle im Bereich der Neuen Galerie Graz habe ich ein irrwitziges Erlebnis. Mit offensichtlicher Absicht rempelt mich und rammt mir unmittelbar vor den Getränketischen ein Mitläufer den Ellbogen in die Rippen und verschafft sich Platz. Perplex frage ich, ob mit ihm wohl alles in Ordnung sei? "Jetzt wieder!", lautet seine Antwort und macht sich vom Acker, während ich kopfschüttelnd nicht fassen kann, was da eben passiert ist.

Meine Durchgangszeit bei Kilometer 20 liegt bei 1 Stunde und 40 Minuten. Am Ende der Herrengasse schallt es aus den Lautsprechern, dass wir Marathonteilnehmer uns rechts halten und auf die zweite Schleife müssen. Links ginge es zum Ziel. Aber noch ist nicht die Zeit dafür.

Die Halb- und Viertelmarathonis verlassen die Strecke. Das Läuferfeld lichtet sich. Zu Beginn der zweiten Runde weicht die Strecke geringfügig von der ersten Schleife ab. Mein erstes Etappenziel, jedenfalls bis zur Halbmarathonmarke im 5er-Schnitt zu laufen, habe ich mit einer Durchgangszeit von 1 Stunde und 45 Minuten geschafft.

Jetzt wird es echt hart. Viel zu früh, aber so habe ich es befürchtet. So sehr ich mit einer Zeit um 3 Stunden 30 Minuten liebäugle, so realistisch bin ich um mir einzugestehen, dass ich dieses Tempo für weitere 21 Kilometer nie und nimmer halten kann. Nächstes geistiges Zwischenziel? Der südliche Wendepunkt bei der Merkur Arena.

Durchgangszeit bei Kilometer 25: 2 Stunden, 4 Minuten und 40 Sekunden!

Bei der Labestelle Ostbahnhof nehme ein weiteres Gel zu mir, spüle mit Wasser nach und nehme mir ein Stück Banane mit auf den Weg. Ich bin wieder hinten nach. Ich habe mittlerweile 26 Kilometer in den Beinen. Ich kämpfe, schaffe es aber nicht, nochmals die Lücke zum Pacemaker zu schließen.

Nun wird´s richtig "zach". Die Antenne-Bühne auf der Keplerbrücke sorgt zwar nochmal für einen Push, der jedoch nicht lange anhält. Obwohl die Strecke nach wie vor leicht bergauf führt, kann ich bis Kilometer 35 die Kilometerzeiten einigermaßen hoch halten. Dann werde ich spürbar langsamer. Endlich ist die Wendemarke Nord erreicht. Noch 6 lange Kilometer warten auf meine geschundenen Beine. Die wieder nicht enden wollende Gerade der Theodor-Körner-Straße verfluche ich nun innerlich. Dass man hier einen Blick auf den Schlossberg hat, entschädigt mich im Augenblick nicht für die Strapazen. Am Hasnerplatz stärke ich mich mit einem weiteren Gel. Nach einigen Metern im Gehschritt trabe ich wieder an. Es muss zu Ende gebracht werden. Autsch, die Beine schmerzen. Und ich werde langsamer. Mittlerweile ist die Pace auf 6 Minuten für den Kilometer gesunken.

Der Hauptplatz und die Herrengasse sind erreicht. Es kündigt sich ein Krampf im rechten Oberschenkel an. Ich ändere ein wenig meinen Schritt, um es nicht krampfen zu lassen. Ich biege in den Opernring ein. Am Ende der Straße steht nicht das Haus am See, sondern das lang ersehnte Zieltor. Scheußlich, wenn man kurz vor dem Zielstrich vom Krampf ausgebremst wird. Er hat kein Erbarmen. Ich muss tatsächlich mit schmerzverzerrtem Gesicht anhalten und meinen hinteren Oberschenkelmuskel dehnen, bevor ich unter den mitleidsvollen Blicken der Zaungäste nach 3 Stunden, 38 Minuten und 58 Sekunden die Ziellinie überquere. Ich platziere mich damit an 218. Stelle von rund 700 gestarteten Marathon-Teilnehmern.

Kleine Zeitung Graz Marathon Finisher Medaille
Ich erhalte eine schön gefertigte Finishermedaille und bin mit der erreichten Zeit letztendlich zufrieden. Nach einer kleinen Stärkung mit Iso und einem Müsliweckerl erfrische ich mich im "Kaltwasser-Duschcontainer". Anschließend gönne ich mir ein wohlverdientes Hopfengetränk, bevor mich der Schienenersatzverkehr wieder Richtung heimwärts bringt.

Ich kann an der Organisation des Graz-Marathon nichts bemängeln. Bestimmt gäbe es in Graz die Möglichkeit einer attraktiveren Streckenführungen, jedoch ist es verständlich, dass nicht noch größere Stadtbereiche für den Straßenverkehr gesperrt werden können. Das Zuschauerinteresse war enorm, was bestimmt auch dem tollen Wetter geschuldet war. Die Labestationen waren ausreichend bestückt und im erforderlichen Ausmaß platziert. Der Bereich rund um die Grazer Oper erwies sich als würdiger Start- und Zielbereich. Meine Liebe gilt zwar den Berg- und Landschaftsläufen, jedoch werde ich bestimmt wieder mal in Graz am Start stehen.

14.10.2018: Kleine Zeitung Graz Marathon - Laufbericht


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Montag, 8. Oktober 2018

07.10.2018: Herbstfarbenlauf Frauental - Laufbericht

Es ist wieder soweit. Bereits zum dritten Mal in Serie statte ich der weststeirischen Ortschaft Frauental einen Besuch ab, um beim Herbstfarbenlauf an den Start zu gehen. Mit dabei ist mein Sohn Sebastian, der sich am "LEITNER EIS Bambini Sprint" versuchen wird. 


Herbstfarbenlauf 2018
Was die Organisation betrifft, kann ich mich nur wiederholen. Für sehr geringes Startgeld erhält man eine großartige Organisation. Zu der gehören unter anderem ein prall gefüllter Start-Rucksack samt Gutscheinheft, eine Startnummer mit integriertem Zeitnehmungschip von race result, eine außergewöhnliche Finisher-Medaille, buntes Rahmenprogramm entlang der Strecke sowie am Ziel, leckere Zielverpflegung, eine Startnummern-Tombola und noch einiges mehr. 

Auch das Angebot der Laufbewerbe ist groß: Für die Nachwuchsläufer stehen der WOCHE Familienlauf (mit Begleitung eines Erwachsenen) oder der LEITNER EIS Bambini Sprint, jeweils über 400 Meter, sowie der 1,3 km lange Shopping City Seiersberg - Kids Run zur Auswahl. 

Zudem kann man sich am 5 km langen SCHILCHERLAND Lauf als Einzelstarter oder als SORGER SALANETTIS Weibl- und Mandl - Team versuchen bzw. sich als Feuerwehrmitglied der BLAULICHT Fachzeitschrift Street Fire Run - Wertung stellen. Der Hauptlauf über 10 Kilometer trägt den Namen HERVIS SPORTS Run.

Für Nordic Walker gibt es den GRAWE Nordic Herbst Walk über 4 km mit Zeitnehmung; alternativ den SPARKASSEN Frauental Walk ohne Zeitnehmung. Dann kommen auch noch die Smovey-Fans auf ihre Kosten. So kann man für die (inoffiziellen) Österreichischen Staatsmeisterschaften im smovey WALK nennen oder auch hier die 4 km ohne Zeitnehmung smovey walken. In Summe kann der Veranstalter beim 14. Herbstfarbenlauf wieder weit über 1000 Teilnehmer begrüßen!


Der erste Weg führt uns zur Startnummernausgabe. Schnell und unkompliziert erhalten wir unsere Unterlagen. Die Startbeigaben sind in zweckmäßige Rucksäcke, powered by SORGER und SALANETTIS, gepackt.

Sebastian freundet sich bereits mit den Alpakas an, die bei den Läufen der Jüngsten anfangs das Tempo drosseln werden.

Was gibt es sonst noch im Laufdorf "Aqua Fun"? Zelte mit Tischen und Bänken sind aufgebaut und für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Der Radiosender "Antenne Steiermark" sorgt für flotte Beschallung im Start- und Zielbereich und auch eine Moderation darf nicht fehlen.

Der erste Bewerb des Tages wird angekündigt. Der WOCHE Familienlauf wird gestartet. Im Anschluss ist Sebastian an der Reihe und ist schon recht aufgeregt.

LEITNER EIS Bambini Sprint

Sebastian hat Startaufstellung genommen. In erster Reihe haben sich die beiden Alpakas positioniert. Sie werden auf den ersten 150 Metern das Tempo reduzieren; dürfen also nicht überholt werden. Zeitnehmung erfolgt bei den jungen Sportlern keine. Die Freude am Laufen soll im Vordergrund stehen. Der Wettbewerbsdruck kommt noch früh genug.

Sebastian läuft aus der vierten oder fünften Startreihe weg. Vor ihm ist großes Gewusel. Aber es macht ihm offensichtlich Spaß, im Wirr-Warr von zig Kinderfüßen seine Überholmanöver zu laufen. Ist er bei Halbzeit der Strecke noch relativ weit zurück, setzt aber zu einem großartigen Schlussspurt an und läuft unter den ersten zehn Kids ins Ziel.

Großartig! Gut gemacht! Voll Stolz lässt er sich die aus Keramik gefertigte Finisher-Medaille in Form eines Pilzes um den Hals hängen. 

Nun bin ich an der Reihe.

"HERVIS SPORTS Run" - 10 Kilometer

Meine aktuelle 10 Kilometer - Bestzeit liegt bei 42 Minuten und 40 Sekunden. Ich mache mir nichts vor. Die letzten Einheiten haben gezeigt, dass ich diese Pace wohl nicht laufen werde können. Die Monate zuvor standen großteils im Zeichen von langen, eher langsamen Dauerläufen bzw. Fahrtspielen im Gelände. Intervall-Trainings habe ich mit einer Ausnahme gänzlich vernachlässigt. Meine Wettbewerbe hatten meist Marathondistanz oder waren noch länger und mit vielen Höhenmetern gespickt. 


Streckenverlauf Herbstfarbenlauf 2018
Mein Plan ist trotzdem, so rasch als möglich zu starten, mich zu quälen und auf der zweiten 5 Kilometer langen Schleife so wenig Zeit wie möglich zu verlieren. Daher habe ich mich recht weit vorne eingereiht und warte mit 260 Mitläufer auf das Startsignal. Ein 5 Kilometer langer Rundkurs mit kaum nennenswertem Höhenunterschied (15 Höhenmeter auf 5 Kilometer) ist zweimal zu durchlaufen. Die Strecke verläuft mit Ausnahme von ein paar hundert Meter Kiesweg auf asphaltierter Straße.

Kurz vor dem Startsignal lerne ich noch Ute von meinem Laufclub MT-Hausmannstätten kennen. Ich blicke zur Seite und erkenne das Vereins-Shirt wieder. Sie startet beim SCHILCHERLAND Bewerb. Wir wünschen uns Glück. Schon dröhnt eine Startsequenz aus den Musikboxen und der Startschuss ist gefallen.

Einige Teilnehmer haben sich mit deutlich geringeren Zeitambitionen wieder in den vordersten Reihen einsortiert und bremsen mich auf den ersten hundert Metern ein wenig aus. Aber bald weitet sich die Straße und es kann ungehindert überholt werden. Nach 300 Meter führt die Strecke leicht bergan. Ich laufe aktuell unter 4 Minuten auf den Kilometer, als die vorhin kennengelernte Ute an mir vorbei fegt. Zu dem Zeitpunkt bin ich mir sicher, sie auf den nächsten Kilometern wieder einzusammeln. Später wird sich herausstellen, dass Ute vom MT-Hausmannstätten den 5 Kilometer langen SCHILCHERLANDLAUF in unter 20 Minuten gewinnen wird. Grandios! Meinen herzlichen Glückwunsch!

Der erste Kilometer ist nach 3:55 Minuten absolviert. Der zweite Kilometer, der immer noch leicht aufwärts führt, wird nach 4:05 Minuten gestoppt. Der dritte Kilometer gibt auf leicht abschüssiger Strecke ein wenig Gelegenheit zur Erholung. Diesen Kilometer kann ich wieder knapp unter 4 Minuten laufen. Hier ist auch eine Labestelle eingerichtet, wo Helfer Wasser und Iso reichen. Heute benötige ich jedoch keine Zwischenverpflegung und laufe zweimal an den ausgestreckten Händen mit Flüssigkeitsnachschub vorbei.

Der vierte Kilometer führt zum Teil auf einem Kiesweg zum höchsten Punkt der Strecke, bevor es wieder leicht fallend dem Start- und Zielbereich entgegen geht.

Wie ich diese "Sprintdistanzen" verteufle. Meine Herzfrequenz liegt bei 95 Prozent und ich habe schon seit dem ersten Kilometer zu kämpfen. Aber ich kann für mich überraschend noch relativ gut die Pace halten und durchlaufe die 5 Kilometer nach 20:28 Minuten.

Nun gilt es auf der zweiten Runde, so wenig Zeit wie möglich einzubüßen. Denn mittlerweile glaube ich sogar daran, eine neue PB schaffen zu können. 

Die Teilnehmer des SCHILCHERLANDLAUFES verabschieden sich über die Ziellinie und es wird ruhig auf der Laufstrecke. 

Ich kämpfe mich die Kilometer sechs und sieben hoch. Ich habe zwar an Pace verloren, aber liege mit meinen Kilometerzeiten noch gut im hochgerechneten Zeitplan. Der wiederum leicht abschüssige Kilometer 8 verschafft mir keine Regeneration mehr, aber durch meine vielen Trainingskilometer der letzten Monate und Jahre kann ich die Pace noch einigermaßen hoch halten. Endlich befinde ich mich auf dem letzten Kilometer. Das Ziel vor Augen, kann ich mich sogar noch ein wenig steigern und laufe nach 42 Minuten und 19,1 Sekunden mit neuer persönlicher Bestzeit über die Ziellinie. Mir fällt es erst gar nicht auf, aber meine Frau meint gleich, ich hätte bloß um 4 Zehntel die "Marathon-Distanz" verfehlt  (42:19,5)! Ich platziere mich in der Gesamtwertung unter 260 Startern auf den für mich sehr zufriedenstellenden 39. Rang.

Auch ich nehme gerne die handgefertigte Finisher-Medaille in Empfang und labe mich an einem Erdinger Alkoholfrei sowie an leckeren Aufstrichbroten. Bei der Startnummern-Tombola gehen wir zwar leer aus, aber trotzdem war es wieder ein wunderbarer Laufausflug zum Frauentaler Herbstfarbenlauf.

07.10.2018: Herbstfarbenlauf Frauental - Laufbericht


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Dienstag, 11. September 2018

25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht

Grabenlandtrail
Im Wanderführer wird der Grabenlandtrail folgendermaßen beschrieben: "Der Grabenlandtrail ist ein Rundwanderweg mit einem Zugang aus Fernitz für den Grazer Raum. Wenn Sie der Markierung folgen, sind Sie nach 130 km wieder an Ihrem Ausgangspunkt. Die Wegweiser und die Markierung sind im Uhrzeigersinn ausgelegt. Auf der Strecke durchwandern Sie 18 Gemeinden (gezählt vor der Gemeindefusion) und auf 22 Infotafeln werden Ihnen die Gemeinden und Besonderheiten der Gegend näher gebracht. Im Wanderführer sind Land und Leute sowie Naturbesonderheiten beschrieben und die Stempelstellen in den einzelnen Gemeinden genannt ..."

Aufmerksam wurde ich auf den Grabenlandtrail durch einen großen Übersichtsplan inmitten des Erzherzog-Johann-Parkes meiner Wohnsitzgemeinde Fernitz-Mellach. Hier nimmt der Wanderweg seinen Ausgang  und führt über St. Ulrich, Heiligenkreuz am Waasen, Schwarzau-Ursprung, St. Stefan im Rosental, Jagerberg, Weinburg bis nach Mureck sowie über St. Nikolai, Wolfsberg, Glojach, Kirchbach, Frannach und Allerheiligen wieder zum Ausgangspunkt nach Fernitz-Mellach zurück.

Hier liegt also quasi ein Ultratrail direkt vor meiner Haustüre. Ich nehme mir vor, den Grabenlandtrail irgend wann in seiner vollen Länge nonstop zu laufen. Aber das bedarf der Abklärung einiger Fragen wie z.B. wo kann ich meine Flüssigkeitsreserven auffüllen oder wie organisiere ich bei einem Regenwetter wie heute einen notwendigen Schuh- und Sockenwechsel? Heute steht eine abgespeckte Runde am Programm. Ich nenne sie die nördliche Schleife des Grabenlandtrails.

Ob markante Holztafeln mit dem Schriftzug "Grabenlandtrail" oder die Wegnummern 790, 791 oder 792, der Wanderweg ist angeblich durchgehend beschildert. Für alle Fälle habe ich einen GPS-Track auf meiner Laufuhr. So erhoffe ich mir eine zielsichere Orientierung.

Zum Unterschied von organisierten Laufevents bin ich heute auf mich allein gestellt. Keine Verpflegestellen erwarten mich in regelmäßigen Abständen mit reich gedeckten Tischen. Was ich für die kommenden Stunden benötige, habe ich entweder im Laufrucksack oder ich muss es mir unterwegs besorgen.

So habe ich in meiner Salomon Adv Skin5 - Laufweste folgendes mit am Grabenlandtrail:
  • Trinkblase (1 x 1,5 Liter fassend)
  • Softflasks (2 x je 0,5 Liter fassend)
  • Erste-Hilfe-Set
  • Stirnlampe Petzl Nao+ (aktuell am Kopf)
  • Ersatz-Shirt
  • Ersatz-Socken
  • Regenjacke
  • Smartphone
  • Müllsack
  • Taschentücher
Die Ersatzkleidung habe ich in verschließbare Frischhaltebeutel gepackt. Darin bleiben sie trocken und vor Schmutz geschützt.

Nun zur Nahrung: Ich benötige pro Laufstunde rund 220 Kalorien an Mindesterfordernis. Das sind zum einen wichtige 100 Kalorien, um die Fettverbrennung am Laufen zu halten. Die restlichen Kalorien sollen das Defizit ein wenig minimieren. Das ergibt bei einer geschätzten Laufzeit von 7 bis 8 Stunden einen Kalorienbedarf von rund 1700 Kalorien. Ich habe vor einiger Zeit einen Artikel zum Thema "Ernährungsstrategie während eines Ultralaufes" verfasst. Zu finden ist er hier:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/04/ernahrungsstrategie-ultralauf.html


Zur Abdeckung dieser Mindestanforderung an Kalorien habe ich in meinem Laufrucksack:
  • einige Gelpackungen meines Vertrauens (je ca. 90 Kalorien)
  • ein paar Datteln (je ca. 40 Kalorien)
  • je 1 Semmel mit Käse (ca. 300 Kalorien) und Salami (ca. 330 Kalorien)
  • leckeres Germgebäck meiner Mami
  • Kaugummi

Die Datteln, nicht zu Unrecht das Brot der Wüste genannt, sind ein hervorragender Energiespender und häufig mein Wegbegleiter. Auch denen habe ich einen Bericht in meinem Blog gewidmet:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2016/06/produkttest-datteln-das-brot-der-wuste.html


Nun zum Laufgeschehen:

Es ist 3:45 Uhr morgens. Richtig gelesen! Manchmal muss man die Komfortzone verlassen, um den Körper auf kommende, anspruchsvollere Vorhaben vorzubereiten. Vor einer knappen Stunde bin ich aufgestanden und habe ein Toastbrot mit Honig gefrühstückt.

Schwarzau-Ursprung
Nun schlendere ich von der Wohnungstüre zum Erzherzog-Johann-Park. Morgen ist Vollmond, trotzdem ist es sehr dunkel. Meine Petzl Nao+ leuchtet mir den Weg. Pünktlich zum Start beginnt es heftig zu regnen. Nach hochsommerlichen Wochen hat der Wetterfrosch für den heutigen Tag einen Wetterumsturz prognostiziert; und er sollte Recht behalten.

Ich ziehe meine Regenjacke an und nach einem Selfie vor dem Übersichtsplan im Erzherzog-Johann-Park geht es auch schon los. Ich verlasse über einen geschotterten Pfad das schöne Blumendorf Fernitz.

Die Dunkelheit macht mir ein wenig zu schaffen. Meine Stirnlampe leistet zwar gewohnt gute Arbeit, aber das dreidimensionale Sehen ist bei künstlichem Licht doch eingeschränkt. Zudem erschwert der anhaltend strömende Regen und Nebelschwaden die Sicht. Auf den ersten Kilometern sind bereits einige kleine Anstiege zu meistern. Rinnsale schießen mir entgegen und durchnässen meine Schuhe und Socken. Bestes Laufwetter ist anders ...

Über nasse Wiesen mit zum Teil kniehoher Vegetation geht es am Wanderweg Nr. 792 der Kapelle Gnaning entgegen. Die 5,5 Kilometer-Marke ist erreicht. Hier in der Nähe von St. Ulrich wird der Grabenlandtrail zu einem Rundwanderweg. Läuft man den Trail komplett, trifft man nach rund 125 Kilometer wieder an diesen Punkt. Mein Plan ist, den Trail auf Höhe der Gemeinde Zerlach über Kirchbach abzukürzen, sodass ich mit rund 55 Kilometer rechne. Ich laufe den Trail im Uhrzeigersinn. So ist der Weg (ab hier mit der Nr. 791) markiert und beschrieben. Und so habe ich den Track auf meiner Uhr abgespeichert.

Asphaltierte Nebenstraßen wechseln sich mit Wiesen -und Waldwegen ab. Auf einer Waldlichtung scheucht meine vor Wasser "quatschenden" Laufschuhe einen Rehbock auf. Mit beneidenswert lockeren Sprüngen ergreift er die Flucht und quittiert mein Vordringen in sein Revier mit einem tiefen Röhren. Ich bin in Heiligenkreuz am Waasen eingetroffen. Hier fülle ich am Trinkwasserbrunnen meine Softflasks erstmals nach.

Gemeindestraßen führen mich über Pirching einige Höhenmeter nach Edelstauden empor. Das steile Wegstück lässt mich in den Gehschritt verfallen. Der Regen hat ein wenig nachgelassen. Es nieselt und ist trüb. Während ich am Sägewerk Neuhold vorbei trabe, werden Erinnerungen an den Stiefingtaler Berglauf wach. Den Laufbericht dazu gibt es in meinem Blog:

https://zweiundvierzigundmehr.blogspot.com/2017/07/01072017-dr-sepp-puster-gedenklauf.html

Ich quere die Kirchbacher Straße und laufe auf Gemeindewegen vorbei an der Volksschule Edelstauden und durch Oberedelstauden bis zum Schwarzau-Ursprung. Ein Wegweiser deutet darauf hin, dass in etwa 100 Meter Entfernung im Waldbereich die Schwarzau entspringt. Absolviert man den kompletten Grabenlandtrail, so kommt man in den Auwäldern vor Mureck auch an der Mündung der Schwarzau in die Mur vorbei.

Hier befinde ich mich auf knapp 500 Meter Seehöhe. Das ist der höchste Punkt des Grabenlandtrails. Bei guter Fernsicht reicht der Ausblick bis auf die Riegersburg. Heute genieße ich die Sicht bis zur nächsten Anhöhe.

Auf kupiertem Gelände geht es weiter. Eine wunderbare Waldpassage bietet meinen Läuferbeinen eine willkommene Abwechslung. Ich liebe den Trail-Lauf und so ein Waldboden, übersät mit Wurzelwerk und Steinen, ist Balsam für meine Läuferseele. Die Orientierung fällt mir dank der GPS-Uhr einfach. Und hat man sich erst an die Wanderwegs-Markierungen gewöhnt, findet man sich damit ebenfalls gut zurecht.

Kirche Frannach
In Weißenbachegg halte ich kurz an und gönne mir eine Salami-Semmel. Mittlerweile setzt wieder starker Regen ein. Eine Kuhherde beäugt mich kritisch. "Riegl auffi, riegl obi", heißt es nicht nur beim Welschlauf. Jahring liegt hinter mir und ich verlasse den Wanderweg 720 und somit den Grabenlandtrail. Ich kürze wie geplant meine heutige Tour über Kirchbach ab und werde nach etwa 3 Kilometern wieder auf der markierten Route sein und "spare" mir dadurch rund 75 Kilometer. Zuvor gilt es den steilen Jatzberg bergab zu laufen und die Flüssigkeitsreserven beim SPAR in Kirchbach aufzufüllen. 31 Kilometer habe ich mittlerweile auf der Haben-Seite.

Hinter der Kirchbacher Mehrzweckhalle geht es zuerst einem Wiesenpfad, in weiterer Folge einem Forstweg empor. Ein Waldlehrpfad lädt hier zum Weiterbilden ein. In Kleinfrannach geht es gute 80 Höhenmeter ins Tal. Nach 36 Kilometer habe ich meine Heimatgemeinde Frannach erreicht. Der Grabenlandtrail führt mitten durch den kleinen Ort. Als ich an der Kirche vorbei laufe, werden Erinnerungen an die Taufe meines Sohnes wach.

Josef Krainer Gedenkstätte
Über Langleiten geht es Kleinfeiting entgegen. An der Streckenbeschaffenheit ändert sich wenig. Hauptsächlich sind asphaltierte Straßen zu belaufen, seltener Schotterwege, manchmal Wiesen- oder Waldpfade. Das Gelände bleibt kupiert und auch das Wetter will sich nicht bessern. Seit Stunden sind meine Füße pitschnass. Da ich kein trockenes Schuhwerk im Rucksack habe, macht auch der Wechsel der Socken keinen Sinn.

Laufschritt um Laufschritt geht es auf Allerheiligen zu. Wie erklommen, so zerronnen. An der Pfarrkirche vorbei geht es talwärts nach Mittergrub und zur Josef Krainer  Gedenkstätte. Hier verstarb der damalige Landeshauptmann der Steiermark im November 1971 bei der Jagd. Die Gedenkstätte ist ein Rundbau aus Aframer Kalkstein. Die Glasfenster schuf Alfred Wickenburg, die Kreuzigungsgruppe Franz Weiß und das Bronzerelief Adolf Zilli.

Nach ein paar Fotoaufnahmen führt mich der Grabenlandtrail über aufgeweichte Wiesen mit teils üppiger Vegetation St. Ulrich am Wasasen entgegen. Mannshohes Springkraut und Dornen stellen sich in den Weg. Dem nicht genug wartet ein dicht und hoch bewachsener Wiesenhang auf die Besteigung. Meine Füße sind nicht mehr "nur" nass, sie schwimmen in den Schuhen. Mir graut vor dem Anblick, wenn ich nach getanem Lauf die Socken ausziehe. Glücklicherweise werde ich trotz stundenlanger aufgeweichter Haut vor Blasen verschont bleiben.

Nach 52 Kilometer erreiche ich St. Ulrich am Waasen. Hier bin ich frühmorgens von Fernitz kommend dem Grabenlandtrail nach Osten gefolgt. Nun stehen mir die abschließenden 5,5 Kilometer zurück nach Hause bevor. 40 Minuten später laufe ich in Fernitz ein und beende nach gut 57 Kilometer (+1400 Höhenmeter) eine wunderbare Laufetappe auf den Spuren des Grabenlandtrails.



Der GPS-Track der nördlichen Schleife kann hier runtergeladen werden:
https://www.gpsies.com/map.do?fileId=eeoyoqfuplmhekrv


25.08.2018: Grabenlandtrail nördliche Schleife - Laufbericht


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Mittwoch, 8. August 2018

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht

Voller Vorfreude stehe ich zum 3. Mal hintereinander am Start des Kainacher Bergmarathon. Die Strecke zählt sowohl wegen der Distanz als auch wegen des hohen Trailanteils zu meinen absoluten Favoriten. Dazu ist der Schauplatz der traditionellen Veranstaltung, der Ort Kainach bei Voitsberg, für mich in rund 40 Minuten gut mit dem Auto erreichbar.

Kainacher Bergmarathon 2018 Laufbericht
Heute werden im Zuge des Kainacher Bergmarathons mit seinen 44,5 Kilometer Distanz und 1800 Höhenmeter auch die Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon ausgetragen. Um bei diesen Meisterschaften an den Start gehen zu können, muss durch den Verein die ÖLV-Lizenz gelöst werden. Dank der Unterstützung meines Laufklubs, dem MT-Hausmannstätten, bin ich zum zweiten Mal in meiner Läuferkarriere für offizielle Meisterschaften genannt. Meine Premiere hatte ich im Vorjahr beim Stanzer Trailrun, wo ich in der Masters-Klasse M45 die Silbermedaille erlief.

Die Abholung der Startunterlagen findet in bewährter Weise in der Volksschule Kainach statt, wo auch Umkleiden und Duschen zur Verfügung stehen. Im Anschluss an den Lauf kann man sich hier die müden Beine massieren lassen. Im Startpaket ist das traditionelle Bergmarathon-Laufshirt, lesenswertes Informationsmaterial über die Lipizzanerheimat, eine ermäßigte Eintrittskarte für die Therme Nova in Köflach sowie einige Produktproben enthalten. Die Zeitnehmung erfolgt mittels Chip von hightech timing.

Kurz vor 09.00 Uhr nehme ich gemeinsam mit weiteren gut 100 Starter der Bergmarathon-Distanz Aufstellung. Auch der neu geschaffene Bergsprint und die Staffeln sind gut gebucht. Das hochsommerliche Wetter der letzten Tage macht auch heute vor dem Kainacher Bergmarathon nicht halt. Schwül und sehr warm ist es bereits zur frühen Stunde. Um ein wenig autark zu sein, trage ich daher meine Salomon-Weste, die ich mit 5 Gels, einigen Salztabletten und zwei Softflasks mit Wasser und Iso bestückt habe.

Der Begrüßung durch die Organisatoren folgt der priesterliche Segen. Mein Ziel für heute? Im Vorjahr habe ich für den Bergmarathon 5 Stunden und einige Sekunden benötigt. Heuer soll es noch ein klein wenig schneller sein. Sollte ich die anvisierte Wunschzeit (also sub5) erreichen, verspreche ich mir eine Medaille bei den Steirischen Meisterschaften bzw. spekuliere sogar mit einem AK-Stockerlplatz "over all". Schon geht es los! Die ersten zwei Kilometer führen Richtung Norden leicht steigend aus dem Ort Kainach. "Ich hätte mich doch ein wenig aufwärmen sollen", schießt es mir durch den Kopf. Denn von Null auf Hundert ist Gift für die Muskulatur. Auch die ersten steileren Anstiege lassen nicht lange auf sich warten. Zuerst auf einem Wiesenpfad, später auf Wald- und Schotterwegen geht es kontinuierlich nach oben.

Kainacher Bergmarathon
Nach 5,5 Kilometer ist die erste Labe erreicht. Das schwüle Wetter lässt meinen Schweiß in Strömen fließen. Eine Softflask habe ich bereits leer getrunken. Wie auch bei allen weiteren Verpflegestellen trinke ich hier ausreichend Wasser und Iso. Gleichzeitig fülle ich meine Flaschen auf. Mal nehme ich ein Stück Banane, mal drücke ich mir eines meiner 5 Gels in den Mund. Ich bin überrascht, wie viele Läufer sich einfach nur einen Becher Wasser schnappen und wieder die Wolke sind. Beinahe frustrierend ist es für mich, bergauf Läufer um Läufer einzusammeln, die einem an der Labestelle wieder entwischen. Rückblickend betrachtet habe ich - wenn es mir so wie heute um jede Minute geht - an den Labestellen eine Menge Potenzial zur Zeiteinsparung.

Meine erste Salztablette habe ich auch geschluckt. Seit ich beim Welschmarathon vor zwei Jahren arg mit Muskelkrämpfen zu tun hatte, gehören Salztabletten bei langen fordernden Strecken und warmen Temperaturen zur Grundausstattung.

Am Steinbruch vorbei geht es weiter aufwärts. Die Sonne lacht vom Himmel; die felsigen Wände reflektieren die Wärme. Obwohl es erst kurz nach 10 Uhr vormittags ist, fühle ich mich bereits geröstet. Ich benötige für die ersten 10 Kilometer mit ein paar hundert Höhenmeter 1 Stunde und 17 Minuten und bin im Vergleich zum Vorjahr beinahe auf die Sekunde gleich schnell.

Nach 14 Kilometer ist die Zeissmann Hütte erreicht. 1000 Höhenmeter sind auf der Haben-Seite verbucht. Hier findet auch der erste Staffel-Wechsel statt. Entsprechend groß ist der Rummel. Die Speicher werden abermals mit Wasser, Iso und einem Stück Banane aufgefüllt. Der Veranstalter bietet wegen der hohen Temperaturen Magnesium-Sticks an. Ich traue Magnesium während eines Wettkampfes nicht über den Weg ;-). Salzgebäck wäre meiner Meinung nach die bessere Wahl gewesen. Meinen Kopf kühle ich unter kaltem Alm-Wasser. Während die Staffelläufer der ersten Etappe erschöpft zu Boden sinken und ihre Teampartner auf die Reise schicken, geht es für uns Einzelstarter weiter unermüdlich dem höchsten Punkt der Strecke entgegen.

Und hier, auf einem steilen Aufstieg zum Roßbachkogel, krampft gänzlich unangekündigt mein rechter Unterschenkel. Ich bin geschockt. Nicht der Schmerzen wegen; die sind ein paar Augenblicke später weggedehnt. Aber über die Tatsache, dass ich so früh im Rennverlauf bereits mit muskulären Problemen konfrontiert werde.

Ich schlucke eine weitere Salztablette und spüle reichlich Wasser nach. Ich steige mit Bedacht dem höchsten Punkt der Strecke entgegen. Ich versuche, meinen Schritt etwas zu verändern, die Muskeln zu lockern. Ein paar hundert Meter später scheint´s wieder halbwegs zu gehen.

Ich befinde mich auf gut 1700 Meter Seehöhe. Nun folgt der technisch schwierige Abstieg zum Gleinalm-Schutzhaus, wo die nächste Labestelle wartet. Teils kniehohe Stufen auf ausgewaschenen, schmalen Pfaden erfordern höchste Konzentration. Ein Sturz hier in diesem unwegsamen Gelände kann folgenschwere Verletzungen nach sich ziehen. Spitze Steine und Wurzelwerk erschweren das abwärts kommen. Auf abfallendem Terrain geht es meinen Muskeln einigermaßen gut und ich kann diese anspruchsvolle Passage in gutem Tempo hinter mich bringen.

Über einen stark verwurzelten und mit Steinen übersäten Waldweg führt die Strecke auf die sogenannte Lipizzanerweide. Und die Wadenkrämpfe nerven weiter. Was bergab halbwegs gut ist, verschärft sich in aufwärts führenden Passagen. Es ist frustrierend. Die Kraft ist vorhanden, um Tempo zu machen. Aber die Muskulatur spielt heute einfach nicht mit. Nach ein paar Dehnübungen überwinde ich die leichte Steigung in schnellen Gehschritten bzw. mit Bedacht gesetzten Tippelschritten. Großteils führt die Strecke nun talwärts. Hier kann ich wieder einigermaßen beschwerdefrei und mit gutem Tempo laufen. Die Halbmarathonmarke ist nach 2 Stunden und 39 Minuten erreicht. Trotz der muskulären Probleme habe ich im Vergleich zum Vorjahr lediglich 2 Minuten eingebüßt. Aber immer wieder auflauernde Gegenanstiege zwingen mich meist in den Gehschritt. Wie bergauf der Wadenmuskel zu sehr beansprucht wird, verkrampft er. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist mir klar, dass die angepeilte Wunschzeit nicht erreichbar sein wird. Es ist zum heulen ...

Bei Kilometer 26 ist an einer Weggabelung rechts und frontal eine Absperrung vorhanden. Obwohl ich es von den Vorjahren besser wissen hätte müssen, folge ich dem "offenen" Weg links nach oben. Ein paar hundert Meter weiter, der Weg wird immer unwegsamer, ist mir klar, dass ich falsch bin. Ich kehre um und sehe am Rückweg die Beschilderung, die talwärts zeigt. Man muss tatsächlich unter dem Absperrband durch. Die rund 1,5 Kilometer Umweg haben mir fast 10 Minuten gekostet. Frust pur!

Beim Alpengasthof Krautwasch ist die zweite Wechselstation eingerichtet. Bevor es auf das letzte Drittel der Strecke geht, labe ich mich wieder mit ausreichend Flüssigkeit. Moderat fallende Wald- und Schotterwege kann ich weiterhin gut laufen. Jedoch wartet die Strecke nach wie vor mit steilen Gegenanstiegen auf. Oder entwurzeltes Geäst liegt quer zur Laufstrecke und muss umlaufen, überklettert oder unterkrochen werden. Ich habe Kilometer 35 erreicht.

In einem flachen Waldstück krampft nun auch der vordere Oberschenkelmuskel. Aua! Was für ein Schmerz! Im ersten Moment weiß ich gar kein Rezept gegen diesen hinterhältigen Krampf. Zwei Läufer traben an mir vorbei. Einer fragt, ob ich Hilfe benötige. Ich winke mit schmerzverzerrtem Gesicht dankend ab. Gehen, traben, dehnen, bergab vorsichtig laufen!

Steir. Meisterschaften Bergmarathon 2018
Trails sind einer asphaltierten Straße gewichen. Steil abwärts geht es dem Ort Kainach und somit dem Ziel entgegen. Im Talboden angekommen wartet die letzte Labestelle vor dem Zieleinlauf. Obwohl das Ziel zum Greifen nahe und in Sichtweite ist, fordert die Streckenführung noch eine Schleife (auch Sadistenschleife genannt) mit einigen zusätzlichen Höhenmetern. Ich kühle meinen Kopf mit kaltem Wasser und trinke zwei Becher Cola. Bringen wir es zu Ende!

Selbst auf dem letzten Kilometer muss ich zwei mal anhalten, um meine Muskulatur zu lockern. Zwei weitere Mitstreiter überholen mich. Nach 5 Stunden und 26 Minuten werde ich vom Moderator namentlich mit Vereinszugehörigkeit angekündigt und laufe (oder watschle, humple, schleife mich) über die Ziellinie. Geschafft! Heuer gibt es erstmals eine Finishermedaille, die mir gleich um den Hals gehängt wird.

Trotz der eher mäßigen Zeit erreichte ich den 4. Platz in meiner Altersklasse. 'Die Mastersklasse M45 der Steirischen Meisterschaften im Bergmarathon konnte ich unerwartet für mich entscheiden. Ich darf mich daher Steirischer Meister nennen :)

Fazit

Der Lauf selbst hat auch heuer wieder gehalten, was ich mir versprochen und wie ich ihn in Erinnerung hatte. Der Kainacher Bergmarathon, vom TUS Kainach, der Sektion Leichtathletik und Triathlon organisiert, ist immer eine Reise wert. Eine tolle Organisation (mit ganz wenigen Ausnahmen die Streckenmarkierung betreffend), gepaart mit einer landschaftlich wunderbaren, wenngleich punktuell sehr anspruchsvollen Trail-Strecke, erfreut hier in Kainach bei Voitsberg das Herz des Berglauf-Freundes. Ich bin im kommenden Jahr gerne wieder mit dabei.

Mein persönliches Fazit lautet: Gekämpft bis zum Schluss und dennoch mein Ziel klar und deutlich verfehlt! Was die Ursache für meine Muskelkrämpfe war, darüber kann ich nur mutmaßen. Vielleicht gönnte ich meinem Körper nach dem Ultratrail mozart100 zu wenig Regeneration. Ging ich zu hart unaufgewärmt in die ersten steilen Bergaufpassagen? Oder die Muskel fühlten sich vernachlässigt, zu wenig gedehnt und gelockert und mahnten mich ab. An Flüssigkeits- bzw. Salzmangel lag es m.M. nicht, zumal die Wissenschaft hier einen Zusammenhang ohnehin ausschließen möchte.

05.08.2018: Kainacher Bergmarathon mit steirischen Meisterschaften - Laufbericht


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Mittwoch, 20. Juni 2018

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht

mozart100 Laufbericht 2018
Ich reise mit dem Flix-Bus umweltbewusst, stressfrei und zudem sehr kostengünstig in die Mozartstadt Salzburg. Morgen werde ich zum bereits 2. Mal am Start des mozart100 stehen. Der mozart100 ist ein zur Ultra-Trail World Tour zählender Langstreckenlauf. Mit Start und Ziel inmitten der Altstadt Salzburgs führen 103 Kilometer, meist auf Trails und mit 4600 Höhenmeter gespickt, durch die landschaftlichen Schönheiten des Salzburger Landes und gewähren atemberaubende Blicke auf den Fuschl- und Wolfgangsee.

Quartiergeber ist für die kommenden beiden Nächte das Altstadthotel Wolf. Das Hotel liegt lediglich 3 Fußminuten vom Start- und Zielbereich am Kapitelplatz entfernt. Mein Einzelzimmer ist mit 9 Quadratmeter am ersten Blick zwar recht klein. Jedoch spätestens nach dem Lauf weiß man die kurzen Wege im Zimmer, wie auch die bodenebene Dusche und den Lift sehr zu schätzen ;-).

Am Kapitelplatz herrscht schon reges Treiben, als ich meine Startunterlagen abhole. Neben der personalisierten Startnummer mit integriertem Zeitnehmungschip ist der Startersack, der zugleich auch als Drop-Bag zu verwenden ist, mit einigen Produktproben gefüllt. Einen kleinen faltbaren Race-Guide und ein temporäres "mozart100-Tattoo" bekomme ich ebenfalls kostenlos dazu.

Um 18.00 Uhr steht das offizielle "Race Q&A" (Fragen und Antworten zum Rennen) am Programm. Zuvor findet der Kids-Trail samt Siegerehrung für die Ultratrail-Läufer von morgen statt. Beim "Q&A" werden letzte Informationen zu Streckenverlauf, Pflichtausrüstung, CUT-OFF-Limits etc. in deutsch und englisch (auf teils sehr humorvolle Weise) an uns Starter weitergegeben. So ist zu erfahren, dass auf Grund der prognostizierten hohen Temperaturen auf das Mitführen einer Regenjacke und eines Stirnbandes/Mütze verzichtet werden kann. Dass auf befahrenen Straßen die Straßenverkehrsordnung gilt und ausnahmslos am linken Fahrbahnrand zu laufen ist, haben - wie der Lauftag zeigen wird - einige überhört. Heuer ist es erstmals möglich, sich via Racemap-App per livetracking verfolgen zu lassen. So kann mich meine Familie zu Hause virtuell begleiten und meinen Fortschritt sehen. Im Anschluss an das "Race Q&A" folgt die offizielle Eröffnung des Veranstaltungswochenendes mit Show-Acts und Vorstellung der Top-Athleten.

Raceday und Strategie

mozart 100 Ultratrail
Um 03.15 Uhr läutet der Wecker. Ich bin bereits seit einer halben Stunde wach. Die Nacht war kurz. Aber das ist vor einer so großen Herausforderung nicht ungewöhnlich. Ich fühle mich eigentlich recht fit und voller Vorfreude. Das Frühstück besteht aus einem Kaffee, den ich im Hotel noch gestern Abend in einer Thermoflasche bereitgestellt bekommen habe, sowie einem Toast mit Honig. Das temporäre Tattoo klebt letztendlich statt auf meiner Haut am Handtuch. Schade um das coole Gimmick aber Hauptsache, die Kontaktlinsen sitzen am richtigen Platz.

Im Drop-Bag habe ich einige Gels, Ersatzsocken, ein Ersatz-Shirt sowie die Stirnlampe mit Ersatzbatterien verstaut. Verlässt man nach 16.00 Uhr den Checkpoint Fuschl, so wird das Mitführen einer Stirnlampe samt Ersatzbatterien zur Pflichtausrüstung.

Die Regenjacke und das Stirnband habe ich nach dem gestrigen "Q&A" aus meiner Laufweste entfernt. So befinden sich darin lediglich einige Gels, Salztabletten, zwei Softflasks gefüllt mit Peronin und Wasser, eine Signalpfeife, das Mobiltelefon, der Ipod, eine Powerbank, ein Müllsack und die Trailrunning-Stöcke. Wie im letzten Jahr werde ich die Stöcke erst ab km 31 zu Hilfe nehmen.

Mein grober Plan (Plan A) sieht vor, die Zeit vom Vorjahr anzupeilen. Ich kann jedem der Ultrastrecken läuft nur raten, nicht nur einen Plan, sondern alternative Pläne im Kopf bereit zu halten. Denn geht Plan A schief, so ist es unterwegs sehr schwierig, die Ziele neu anzupassen. Sollte es überragend laufen, wäre eine Zeit um 15 Stunden mein Traum (Plan A+). Treten größere Probleme auf, so lautet mein Plan B, es innerhalb von 18 Stunden zurück nach Salzburg zu schaffen. Plan C lautet, die Strecke zumindest innerhalb der CUT-OFF-Zeiten zu meistern.

Pünktlich um 05:00 Uhr werde ich gemeinsam mit weiteren rund 390 Teilnehmern auf die Strecke gelassen. Die ersten Kilometer sind hervorragend dazu geeignet, um den noch müden Körper schonend in den Laufmodus zu schalten. Denn diese gehen flach und auf befestigten Wegen in Richtung Süden durch die Hellbrunner Allee. Von Beginn an ist die Strecke hervorragend gekennzeichnet und an exponierten Straßenquerungen hat der Veranstalter vorgesorgt und freundliche Helfer regeln bereits zu früher Stunde für uns Läufer den Verkehr, damit wir ungehindert und sicher die Straßen queren können. Im Vorjahr hatte ich zu Beginn mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Heute ist alles gut.

Glasenbachklamm und Plötz Wasserfall

Nach rund 7 Kilometer beginnt der Trail. Mit der Glasenbachklamm entlang des Klausbaches steht das erste landschaftliche Highlight bevor. Der moderat ansteigende Schotterweg ist gut laufbar. Viele Teilnehmer verfallen bereits hier in den Geh-Schritt. Mein Plan sieht vor, jedenfalls bis zum ersten großen Zwischenziel Fuschl den Großteil der Strecke laufend zu bewältigen. Nach gut einer Stunde treffe ich in Hinterwinkl ein, wo die erste Labestelle bereit steht. Nach einem kurzen Stück auf der Landesstraße führt mich ein Single-Trail zum wunderschön gelegenen Plötz Wasserfall empor. Hier wartet bereits "Sportograf" auf die Läufer, der ein Foto von uns schießt. Dieses und noch weitere auf
der Strecke gemachten Schnappschüsse können einige Tage später online angesehen und gekauft werden. Bevor ich mich in Hof laben und die Flüssigkeitsreserven auffüllen kann, steht der steile Aufstieg zum Gitzenberg im Weg. Ich fühle mich gut, bin ein wenig schneller als im Vorjahr in der Zeit und treffe recht entspannt an der Labe ein. Wie auch bei den anderen Verpflegestellen erwarten mich hier sehr freundliche, aufmunternde und hilfsbereite Menschen und ein mit Iso, Wasser, Cola, Salzgebäck, Riegel und Gels, Tomaten, Äpfel und Bananen, Aufstrichbroten und Kuchen reichlich gedeckter Tisch.

Fuschlsee

mozart100 Fuschl
Kupiert verläuft die Strecke weiter Richtung Fuschlsee. Bald habe ich mein erstes großes geistiges Etappenziel erreicht. Für meinen Kopf sind diese ersten 31 Kilometer das "warm up". Denn ab Fuschl wird die Strecke wirklich selektiv. Es ist eines der vielen optischen Highlights, auf dem Wiesenpfad dem Fuschlsee entgegen zu laufen. Die Kilometer entlang des südlichen Seeufers sind auf flachem, geschotterten Weg gut zu laufen. In Fuschl angekommen, habe ich Zugriff auf das Drop-Bag. Ich habe auf dem Weg hier her 4 Gels aus meinem eigenen Vorrat verbraucht und so fülle ich einige Gelpackungen nach. Um Muskelkrämpfen entgegen zu wirken, schlucke ich im Laufe der ersten Streckenhälfte alle 90 Minuten eine Salztablette. Das Wetter ist fast zu schön für diesen anspruchsvollen Bewerb, denn die vom wolkenlosen Himmel scheinende Sonne lässt den Schweiß in Strömen fließen.

Eibensee, Plombergstein und Schafbergalm

Gut gestärkt hole ich die Trailrunning-Stöcke aus meiner Laufweste und mache mich auf zum Eibensee. Auf dem 6 km langen Weg dort hin sind rund 400 Höhenmeter zu überwinden. Nach ein paar wunderschönen Blicken auf den Eibensee gilt für die Höhenmeter: Wie gewonnen, so zerronnen! Und dieser Abstieg vorbei am Plombergstein ist teils richtig steil und technisch schwierig zu laufen. Aber die Stöcke leisten gute Dienste und es macht großen Spaß; deshalb liebe ich das Laufen auf Trails. Ich übersehe hier eine Abzweigung. Einige Kehren später suche ich verzweifelt Hinweise, am richtigen Weg zu sein. Ich höre die Worte vom vorabendlichen "Q&A": "Wenn Ihr 300 Meter weit keine Markierung seht, dann seid Ihr falsch! Wenn Ihr 10 Minuten keine Markierung seht, dann seid Ihr entweder unvorstellbar langsam oder auch falsch!". Falsch, das bin ich wohl und so kehre ich um und zum Glück erkenne ich einige Höhenmeter oberhalb die markierte Abzweigung. Nichts passiert, denke ich mir. Wenn gleich ich mir die Labestelle Winkl sehnsüchtig herbei wünsche, denn meine zwei Softflasks sind fast leer und ich benötige dringend Flüssigkeitsnachschub.

Endlich in Winkl angekommen labe ich mich ausgiebig mit Kuchen und Salzbrezel. Auch drei Becher Iso und Wasser schütte ich in mich hinein. Nun steht der Aufstieg zur Schafbergalm bevor. Durch dichten Wald führt ein punktuell sehr steiler und technisch schwieriger Single-Trail satte 750 Höhenmeter nach oben, bevor die auf 1320 Meter gelegene Schafbergalm erreicht ist. Ich fühle mich nach wie vor den Umständen entsprechend recht gut und habe seit Start des Laufes rund 100 Plätze gutmachen können. Hier bei Kilometer 50 wartet wieder eine Verpflegungsstation, wo Wasser, Iso und Gels angeboten werden.

Der Trail bergab Richtung Wolfgangsee ist teils sehr steinig und technisch, zwischendurch auch wieder sehr gut laufbar. Ich habe mir vor einigen Kilometern meine rechte große Zehe an einem größeren Stein recht derb angeschlagen. Die in Mitleidenschaft gezogene Zehe klagt mir nun auf diesem und allen noch folgenden Bergabstücken ihr Leid.

Der Ortsteil Fürberg am Wolfgangsee ist erreicht. Das Seeufer ist von Touristen gut besucht. Mal werde ich angefeuert, mal wie ein Außerirdischer mit fragendem Blick gemustert. Meine rechte Zehe ist mittlerweile leider nicht die einzige körperliche Baustelle. Ich habe Sodbrennen. Sodbrennen hatte ich während dem Laufen noch nie. Ich schiebe die Schuld auf das Iso und auf die Gels. Im Nachhinein betrachtet habe ich wohl zu selten (nämlich nie) zur säureregulierenden Banane gegriffen. Jedenfalls streubt sich mein Magen, hier in Fürberg noch mehr Iso aufzunehmen. So fülle ich meine beiden Flaschen mit Wasser voll und hoffe darauf, wie im Vorjahr ab Fuschl auch alkoholfreies Bier zur Auswahl zu haben.


Zwölferhorn, Sausteigalm, Kühleiten und abermals Fuschl

Der Aufstieg zum Zwölferhorn bis zur Mittelstation Sausteigalm steht bevor. Die 450 Höhenmeter lassen mich beinahe verzweifeln. Von einem Augenblick zum anderen sind die Kräfte geschwunden. Die Temperaturen sind mittlerweile sehr hoch, mein rechter Fuß schmerzt, mein linker Unterschenkel klagt sein Wehleid, dazu Sodbrennen und damit verbundene Unlust auf weitere energiebringende Gels. Ich quäle mich Meter für Meter empor. In Fürberg sind zwei Jungs vor mir gelaufen. Beide deutlich jünger als ich und optisch trainierter. Die beiden Seelen hocken hier nun auf einer Bank, den Kopf zum Boden gerichtet und sind ebenfalls körperlich am Ende. Ich erkundige mich kurz, ob Hilfe benötigt wird und kämpfe mich weiter hoch.

mozart100 Zwölferhorn
Sich hinzusetzen, besser hinzulegen kommt mir auch in den Sinn. Aber hier mitten am Berg zu kapitulieren ist kein akzeptabler Ausweg. Das steht für mich außer Frage. Ich belüge meinen Körper. Ich verspreche ihm, dass wir so einen "Scheiß" nie mehr machen werden. Dass wir keine Distanzen über 50 Kilometer mehr laufen werden. Dass ich einfach zu alt und körperlich nicht fit genug für Ultradistanzen bin. Zwei Tage später werde ich mir eingestehen, dass es eine Notlüge war und ich das Versprechen wohl nicht halten werde können.

Endlich ist die Sausteigalm erreicht! Ich brauche Kalorien. Aber es ekelt mich vor dem Gel. So laufe ich ohne Energienachschub einen leicht fallenden Trail über Kühleiten zurück nach Fuschl. Hier habe ich erneut Zugriff auf das Drop-Bag. Aber ich nutze diese Möglichkeit nicht, denn ich will und brauche keine zusätzlichen Gels. Zum Glück wird ab Fuschl tatsächlich wieder leckeres alkoholfreies Bier kredenzt. Meinem Magen tut´s jedenfalls gut. Gleich drei Becher schütte ich in mich hinein. Das Bier lindert mein Sodbrennen und ein paar Kalorien liefert es auch. Bevor ich mich am Nordufer zurück auf den letzten großen Steckenabschnitt mache, kühle ich meinen Kopf im kalten Fuschlsee.

Koppler Moor, Nockstein und Kapuzinerberg

Die nächsten Kilometer führen auf der bereits am Vormittag gelaufenen Strecke bis Kilometer 88 retour. Hier am Verpflegepunkt Hof labe ich mich abermals mit einigen Bechern Bier. Auch ein Stück Kuchen tut mir gut. Gels würdige ich weiterhin keine Blicke. Auch Salztabletten verweigere ich seit ein paar Stunden. Vielleicht bereitet mir ja auch das Salz die brennende Speiseröhre? Vor Krämpfen bleibe ich zum Glück trotzdem verschont.

Der Gitzenberg ist abermals zu bezwingen. Der steile Bergabtrail verursacht meinen Beinen große Schmerzen. Aber das ist eben auch Ultralauf. Die Schmerzen werden in einigen Tagen vergehen und der Stolz wird bleiben. Am Watzmannblick vorbei geht es auf gut zu laufenden Pfaden dem Koppler Moor entgegen. Hier in Koppl bei Kilometer 94 wartet die vorletzte Verpflegestation. Ich hege den Plan, meine Softflasks für die letzten 10 Kilometer mit alkoholfreiem Bier zu befüllen. Das Bier ist mittlerweile das Einzige, was meiner brennenden Speiseröhre und Kehlkopf gut tut. Der Helfer scheint mein Vorhaben schon aus der Ferne zu durchschauen. Denn als ich nach einem Becher Bier frage, erhalte ich spontan die Antwort, dass das Bier hier an der Verpflegestelle zu trinken sei und nicht mitgenommen werden könne. Ich habe keine Energie für Diskussionen. Dann soll es so sein. Ich trinke zwei Becher und bewege mich weiter.

Der Nockstein wartet und ich bringe ihm großen Respekt entgegen. Den Aufstieg auf rund 1000 Höhenmeter habe ich aus dem Vorjahr steil und anstrengend in Erinnerung. Mir schmerzen mittlerweile zwar alle Fasern meines Körpers, bin dann doch überrascht, die 200 Höhenmeter zum Nockstein verhältnismäßig gut und rasch bewältigt zu haben. Eine atemberaubende Aussicht auf den Gaisberg und auf Salzburg entschädigt hier oben für die Strapazen. Es ist eines der unzähligen landschaftlichen Highlights dieser wunderbaren Strecke des mozart100.

Der Downhill ist quälend. Manche Passagen sind ausgesetzt und technisch schwierig. Meinen Muskeln, Sehnen und Gelenken freut es, als die abwärtsführenden Pfade in Stiegen münden. Stufen laufen sich deutlich schmerzfreier. Ich bin beim Kilometerschild 100 angelangt. Schräg, irrsinnig! Ich bin 100 Kilometer weit gelaufen. Zu all den Schmerzen kommt Stolz. Stolz, es auch heute wieder zu schaffen. Aber auch Dankbarkeit, verletzungsfrei über die vielen technisch schwierigen Passagen gelaufen zu sein.

Am Fuß des Kapuzinerberges erwartet mich die letzte Labestelle. Im Vorjahr hat es hier Wasser gegeben. Heute wird mir auch hier ein Bier gereicht. Ich nehme den Becher dankbar an, bedanke mich für den tollen Support und bringe es zu Ende. Stufe um Stufe erklimme ich den Kapuzinerberg. Mein geschwächter Körper hat sich einigermaßen erholt. Die Stufen stellen heute kein großes Problem dar. Ich bin beim Wehrturm und Franziskischlössl angelangt.

Nun heißt es ein letztes Mal die Zähne zusammenzubeißen. Erraten! Der schmerzhafte Abstieg wartet. Aber bereits einige Höhenmeter tiefer lindern abermals Stufen die Qualen und kurze Zeit später steige ich die letzte Stufe der Imbergstiege hinab und stehe vor der Staatsbrücke, die mich die Salzach queren und mich in die Salzburger Altstadt laufen lässt. Touristen säumen die Getreidegasse, den Alten Markt sowie den Residenz- und Domplatz. Es wird Applaus gespendet und es gibt viele anerkennende Zurufe. Mit Gänsehaut laufe ich auf den Kapitelplatz ein. Die letzten Meter dürfen meine geschundenen Beine auf rotem Teppich laufen. Ein paar Augenblicke später ist es vollbracht. Unter großem Applaus quere ich nach 15 Stunden und 25 Minuten die Ziellinie. Der Stolz kommt hoch, es trotz aller Widrigkeiten abermals geschafft zu haben.

Letztendlich habe ich meine Zeit vom Vorjahr um rund eine halbe Stunde unterboten und klassiere mich unter 390 gestarteten Teilnehmern an der 72. Stelle. War ich in Hinterwinkl noch auf Rang 214, so machte ich im Lauf des Tages Platz um Platz gut. Rund 150 Teilnehmer schaffen es diesmal leider nicht ins Ziel. Ein gerahmtes Foto vom Zieleinlauf steht gemeinsam mit der Finisher-Medaille als tolles Andenken bereit. Das Limit für die neuerliche Teilnahme an der Startplatz-Lotterie für den Western State 100 Endurance Run 2019 habe ich somit auch wieder in der Tasche.

Ich gönne mir nun einige Tage Laufpause. Die Wunden gehören geleckt. Meine rechte Zehe sieht sehr bemitleidenswert aus. Auch schmerzt die eine oder andere Sehne und Muskelverhärtungen und -mikrorisse gehören auskuriert.

Fazit:

Ich kann mein Fazit vom vergangenen Jahr bloß wiederholen. Dem Veranstalter ist ein riesengroßes Kompliment auszusprechen. Bereits seit Monaten wird laufend über Facebook informiert. Zu jedem Augenblick hat man das Gefühl, dass der Teilnehmer im Mittelpunkt steht. Die Strecke wartet mit unglaublich vielen optischen Highlights auf. Der Start und das Ziel inmitten der Salzburger Altstadt ist dazu ein genialer Kontrast zu den landschaftlichen Schönheiten und technisch schwierigen Trailpassagen.

Der Support lässt keine Wünsche offen. Die Streckenmarkierung ist herausragend. Ob Sprühmarkierung am Boden, montierte Hinweisschilder, geknüpfte Warnbänder, es wird auf der gesamten Strecke unmissverständlich die korrekte Laufrichtung angezeigt. Die gut gelaunten, motivierten Helfer des Veranstalterteams haben ebenfalls großen Anteil am Erfolg des mozart100.

16.06.2018: mozart100 / Salzburg - Laufbericht


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