Donnerstag, 19. Januar 2017

Laufen im Winter

Winter, Kälte, Schnee! Ich trotze jedem Wetter und laufe auch im Winter mindestens vier mal pro Woche. Bei tiefen Temperaturen gibt es jedoch ein paar Dinge, die beachtet gehören. Meine persönlichen Erfahrungen habe ich hier zusammengefasst:

safety first
Wer bei Schnee, Matsch oder Glätte unterwegs ist, sollte ein Mobiltelefon und eine Alu-Notfalldecke bei sich führen. Man kann selbst bei größter Vorsicht nicht ausschließen wegzurutschen und ehe man sich versieht, ist man mit einem verstauchten Knöchel oder gar gebrochenem Knochen auf fremde Hilfe angewiesen. Ist man dann einsam querfeldein unterwegs, kann ein Mobiltelefon und eine Alu-Decke bei tiefen Temperaturen im Notfall sogar Leben retten.

Läuft man in die Dämmerung hinein, so gehört eine reflektierende Oberbekleidung bzw. im Idealfall eine eng anliegende Warnweste zur Standardausrüstung.


pace & puls
Die Langstreckenläufer holen sich ihre Grundschnelligkeit im Winter, behaupten Gurus der Szene. Das mag zwar stimmen, trotzdem ignoriere ich bei tiefen Temperaturen Tempotraining. Ich verzichte natürlich nicht gänzlich auf schnellere Einheiten, aber wenn das Thermometer weniger als Null Grad Celcius anzeigt, keuche ich mir nicht die Lunge aus dem Körper. Vielleicht auch deswegen bin ich vor Erkrankungen der Bronchien bzw. Lungen bislang verschont geblieben.

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit dem Puls. Wer hat noch nicht festgestellt, dass der Puls bei Kälte einige Schläge über dem gewohnten Pulsbereich liegt? In den allerseltensten Fällen macht sich hier ein anstehender Infekt bemerkbar. Viel eher ist es so, dass durch die Kälte unser Stoffwechsel auf Hochtouren arbeitet, der Körper vermehrt Energie benötigt und so ist unser Herz zu rascherem Schlagen als bei "angenehmen" Temperaturen gezwungen. Ein Grund mehr, keine harten Tempoeinheiten bei tiefen Temperaturen zu laufen. Zu sehr wird das Herz/Kreislaufsystem beansprucht; zudem wird die Regenerationsdauer deutlich verlängert.


equipment
Bekleidungsteile aus Feuchtigkeit transportierenden und atmungsaktiven Stoffen sind gerade bei kalten Außentemperaturen ein "must have". Mit einer schweißdurchtränkten Baumwollschicht friert man ehe einem lieb ist und holt sich eine Erkältung. Auch das eine oder andere Teil aus Merino-Wolle kann ich "wärmstens" empfehlen.

In Matsch und Schnee trage ich sogenannte GTX-Laufschuhe. GTX steht für Gore-Tex-Membrane, die den Schuh wasserdicht machen, aber dennoch atmungsaktiv bleiben lassen. Mit trockenen Socken und Füßen bleibt der Laufspaß erhalten. Im Gelände verwende ich gerade im Winter bei unstabilen Bodenverhältnissen Trailschuhe, die mit entsprechendem Profil ausgestattet sind. Für befestigte Wege eignen sich auch im Winter Straßenlaufschuhe mit ausgeprägterem Profil.

Eine Funktions-Kopfbedeckung sowie (wasserdichte) Handschuhe gehören im Winter ebenfalls zu meiner Grundausstattung.

Laufe ich querfeldein, habe ich auf winterlichem Terrain auch gerne meine Trailrunning-Stöcke dabei. Auf Grund ihres geringen Gewichtes sind sie kaum Ballast, verleihen bei Abstiegen aber ungemeine Trittsicherheit und unterstützen bei Aufstiegen und entlasten somit die Muskulatur und den Kreislauf.


sniff & co.
Gerade in Bezug auf die Gesundheit ist größte Vorsicht geboten. Die nächsten Zeilen spiegeln meine persönliche Meinung wieder und stellen keine generelle Empfehlung dar.

Trockene Luft durch Heizungsanlagen oder tiefe Außentemperaturen können unsere Schleimhäute in Nase und Rachen beeinträchtigen, sodass sich ein Räuspern, gelegentliches Husten oder eine "laufende" Nase einstellt. Ist bereits bei solch leichten Symptomen eine Laufpause erforderlich? Dutzend male am Tag wird eine derartige Anfrage an die Social Media - Community gerichtet.

Meine Erfahrung zeigt (die sich zum Glück mit der Meinung eines Arztes meines Vertrauens deckt), dass bei banalen Beeinträchtigungen der Schleimhäute die Bewegung an der frischen Luft durchwegs positiv ist. Ich höre auf meinen Körper. Wenn der Körper die unbändige Lust auf ein wenig Sport an der frischen Luft signalisiert, dann gönne ich ihm mit Maß und Vernunft diesen Spaß. So kann es statt laufen auch mal ein paar Kilometer schnelles gehen sein.

Sind Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit oder gar Fieber im Spiel, dann kommt man nicht umher, einige Tage Pause zu machen, gegebenenfalls einen Arzt zu konsultieren und seinem Körper die Zeit zu geben, sich vollständig auszukurieren und zu erholen.


food
In meinen Laufanfängen habe ich insbesondere vor und auf langen Dauerläufen keine Kohlenhydrate zu mir genommen. Ich lief nüchtern weg und trank unterwegs bestenfalls Wasser. Diverse Lektüre verlangt diese "Nüchternläufe" um den Fettstoffwechsel zu trainieren, sodass man auf und über der Marathondistanz für den "Mann mit dem Hammer" gewappnet ist.

Die Konsequenz von nüchternen Läufen ist allerdings, dass das "open window", also das Zeitfenster nach einer Trainingseinheit in dem der Körper für Infektionen besonders anfällig ist, wesentlich länger geöffnet ist als wenn man ein paar Kohlenhydrate vor und während des Laufes zu sich nimmt.

Mittlerweile laufe ich keine langen Läufe nüchtern. Und schon gar nicht bei Kälte, wo der Körper deutlich mehr Energie benötigt als bei angenehmen Temperaturen. Meine Lieblingsnahrung für unterwegs ist die Dattel. Diese Frucht ist auf Grund ihres hohen Zucker- und Kaloriengehaltes der ideale Wegbegleiter.

Eine kurze Zusammenfassung der Vorzüge vom "Brot der Wüste" ist hier zu lesen:
< Datteln, das Brot der Wüste >.

Die Getränkeflaschen (oder der ganze Trink- bzw. Laufrucksack) sollten unbedingt unter der Jacke getragen werden, denn bei besonders tiefen Temperaturen friert das Wasser trotz isoliertem Trinkschlauch bzw. ist das Wasser klirrend kalt.

In diesem Sinne: keep on running - auch im Winter



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